Zu Beginn der Veranstaltung im Schulgebäude am Würzburger Schottenanger beleuchtete das Moderatorenduo aus Lehrerin Tanja Hofbeck und dem ehemaligen Schüler Felix Dugas das Gründungsjahr 1974. Erwähnt wurde etwa der Boxkampf zwischen Muhammad Ali und George Foreman – immerhin fand die Feier in der großzügig bestuhlten Schulturnhalle statt. Danach spielte die 3-Generationen-Band Hits aus dem Gründungsjahr, natürlich auch „Waterloo“ von ABBA. Per Video kamen schließlich zwei ehemalige Schüler der Berufsschule zu Wort, die launig über ihre Schulzeit plauderten – und das, was sie ihnen im Leben ermöglichte.
„Man kann auf die 50 Jahre nur stolz sein“, sagte anschließend Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Wie schon in der Vergangenheit, so stelle man sich an der Don Bosco Berufsschule auch heute gesellschaftlichen Herausforderungen, etwa beim Thema Migration. Der Oberbürgermeister betonte das große Engagement des Schulpersonals und lobte: „Sie geben den Menschen einen Kompass mit auf den Weg.“ Bildung bezeichnete Schuchardt als „Schlüssel für eine erfolgreiche Gesellschaft“, wobei allen Menschen eine Chance nach ihren persönlichen Fähigkeiten gegeben werden müsse.
Auf die Perspektive kommt es an
Dass die Schülerinnen und Schüler an der Don Bosco Berufsschule diese Chance erhalten, dafür ist unter anderem Rudolf Hoffmann, Geschäftsführer der Caritas-Schulen gGmbH, die die Schule trägt, verantwortlich. Er begrüßte die 160 Gäste, darunter etwa Vertreter der Kommunal- und Landespolitik, der Kirchen oder befreundeter Schulen.
Schulleiter Dr. Harald Ebert forderte im Anschluss zu einem Perspektivwechsel auf. Es gehe darum, jedem ein „Ticket für die Zukunft“ zu ermöglichen. Dieses Ticket bestehe aus Ausbildung und Qualifizierung, so der Schulleiter. Den Schülerinnen und Schülern sei durch ganz unterschiedliche Abschlüsse der „Modus des Könnens“ vermittelt worden. Seit 1974 habe es an der Don Bosco Berufsschule beispielsweise 3000 Fachpraktiker gegeben. An die Kirchen gewandt forderte Dr. Ebert: „Es ist wichtig, dass sie verstehen, dass sie den Auftrag haben, dem Gemeinwesen so auf die Pelle zu rücken, dass ein Jede und ein Jeder seinen Platz hat.“
Innovation und Digitalisierung
Im anschließenden Vortrag sprach Dr. Robert Geiger vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus über die Entwicklung der beruflichen integrativen Bildung. Berufsschulen stünden durch die Nähe zur Wirtschaft unter einem besonderen Innovationsdruck, so der Ministerialdirigent. Man sei dort daher „praktisch, realistisch und am Puls der Zeit“. Die Don Bosco Berufsschule sei ein „Innovationszentrum“. An ihr würden Weiterbildung, Demokratieerziehung und Gemeinschaftserlebnis Schülerinnen und Schüler zu verantwortungsvollen Bürgerinnen und Bürgern heranreifen lassen.
Axel Krommer, Akademischer Oberrat an der Friedlich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, ging in seinem Vortrag auf die Digitalisierung ein. Wie an viel spontanem Applaus zu erkennen war, fühlte sich das Publikum dabei bestens unterhalten. Bezugnehmend auf das Buch „Flatland – Eine fantastische Geschichte über viele Dimensionen“ des Briten Edwin A. Abbott aus dem Jahr 1884 veranschaulichte er, dass Lehrer im „Flächenland der Buchkultur“ aufgewachsen seien, ihre Schüler hingegen im „Raumland der Digitalität“. Lehrerinnen und Lehrer würden zwar Goethe und Schiller beherrschen, seien aber bei neuen Lesephänomenen – etwa #BookTok der Social-Media-Plattform TikTok – oft weniger gut informiert. Krommer warnte angesichts der Digitalisierung vor Kulturpessimismus und forderte dazu auf sie vielmehr als Chance zu begreifen, beginnend etwa bei einer digitalen Prüfungskultur.
Dankbar für die Einrichtung
Hierauf bat Moderatorin Tanja Hofbeck ehemalige Lehrerkollegen auf die Bühne. Ernst Oehrlein berichtete über den Aufbau der Metallwerkstatt in den frühen Jahren der Schule und sagte zu seiner Entscheidung an der Don Bosco Berufsschule zu arbeiten: „Ich habe es nie bereut!“. Siegfried Wallisch und Doris Birkhorst lobten das „tolle Betriebsklima“.
In den folgenden Grußworten ging zunächst Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Caritasverbands für die Diözese Würzburg, auf die enormen Veränderungen in der heutigen Welt ein. Auch künftig sei es Aufgabe der Kirche, kreativ zu werden und Menschen in ihren Nöten zu helfen. Der Caritaschef warnte: Was man heute an Kinder- und Jugendhilfe spare, müsse später bezahlt werden. An der Don Bosco Berufsschule würden die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass sie sich einbringen könnten – das sei wertvoll für die ganze Gesellschaft. Dann zitierte Bieber aus einem mitgebrachten Brief von Bischof Dr. Franz Jung an den Schulleiter der Don Bosco Berufsschule: „Als Bischof bin ich sehr dankbar für diese Einrichtung.“
„Don Bosco-Systemcheck“ bestanden
Auch Prof. Dr. Roland Stein, vom Lehrstuhl für Sonderpädagogik der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, betonte, dass man am Schottenanger benachteiligten Menschen zu einem Platz in der Gesellschaft verhelfe. Man sei hier stark in Vernetzung, Diskussion und wissenschaftlicher Orientierung. „Ich wünsche der Schule, dass sie bleibt, wie sie ist, denn damit wird sie sich weiterentwickeln.“ Bevor die Gäste am Ende der Veranstaltung zum Stehempfang ins Foyer der Schule weiterzogen, machte der geschäftsführende Direktor der Caritas-Don Bosco gGmbH, Andreas Halbig, noch den „Don Bosco-Systemcheck“ und attestierte der Berufsschule unter anderem Beheimatung der ihr anvertrauten Schülerinnen und Schüler sowie deren Vorbereitung auf das Leben mit Hilfe eines christlichen Profils.
Dass sich das Engagement der Schulverantwortlichen lohnt, wurde in einem abschließenden Video deutlich, in dem Schülerinnen und Schüler über ihre Ausbildungen, von Metallbauer über Konditorin bis hin zu Friseurin, sprachen und Wünsche für die Zukunft formulierten. Ganz vorne dabei: „ein fester Job“ – und damit „ein stabiles Leben“. Die Don Bosco Berufsschule hilft seit 50 Jahren immer wieder neu dieses Ziel zu erreichen.
Anna-Lena Herbert