Das Interesse an den pädagogischen Fachvorträgen war immens. Bis auf den letzten Platz war die frisch renovierte Aula der Fachakademie gefüllt. Erfahrene Erzieherinnen, Pädagogen und Studierende lauschten interessiert, wie die Bedeutung von Beziehungsgestaltung aus der Perspektive verschiedener pädagogischer Arbeitsfelder diskutiert und beleuchtet wurde.
Ehemalige „Hildegardianerin" führte durch den Abend
Nachdem Schulleiter Thomas Steigerwald die zahlreichen Gäste begrüßt hatte, übergab er an Pia Franke, Geschäftsführerin des Verbands katholischer Kindertageseinrichtungen in Bayern, die als Moderatorin durch den Abend führte und als ehemalige „Hildegardianerin“ auch einige Anekdoten aus ihrer Zeit an der FAKS zum Besten gab.
Ergebnisse der NUBBEK-Studie
Über die „Auswirkungen der Erzieher-Kind-Beziehung auf die Entwicklung von Kindern – Ergebnisse aus der NUBBEK-Studie“ referierte im Anschluss Professor Dr. Fabienne Becker-Stoll, Direktorin des Staatsinstituts für Frühpädagogik. Die Studie, eine nationale Untersuchung zur Bildung, Betreuung, und Erziehung in der frühen Kindheit, liefere detaillierte Aussagen zur Beschaffenheit der pädagogischen Qualität in den verschiedenen Betreuungsformen und in Familien sowie zu Beziehungen zwischen der pädagogischen Qualität der Betreuungsformen und dem Bildungsstand der Kinder. „Emotionen und eine Beziehung zu Personen, von denen man lernen soll, sind die beste Voraussetzung für eine gute Entwicklung“, betonte Becker-Stoll.
Vielfalt in der Erziehung
Über die Beziehungsgestaltung im Hort informierte Petra Lachnit, Leiterin des Kinder- und Jugendhortes Würzburg-Grombühl. Sie verwies darauf, wie wichtig Vielfalt für die Erziehung von Kinder sei, etwa durch weibliche und männliche Erzieher, jüngere und ältere Mitarbeiter oder verschiedene Nationalitäten. „Erzieher sollten die Lebensrealität der Kinder widerspiegeln“, betonte sie. Zudem brauche eine hohe Erziehungsqualität immer Zeit und gutes Personal.
Heimerziehung stärker in den Fokus rücken
Anja Sauerer, Gesamtleiterin und Geschäftsführerin des
Antonia-Werr-Zentrums, referierte aus der Perspektive des
Heimerziehungsbereichs, der, wie sie betonte, „viel zu kurz komme in der Erzieher-Ausbildung“.
Sie appellierte an die Fachakademien, diesen Arbeitsbereich stärker ans Licht
zu holen. „In der Heimerziehung erleben wir oft traumatisierte Kinder und
Jugendliche mit Beziehungsunfähigkeiten. Für sie bedeutet das Heim nicht
automatisch Rettung, sondern erst einmal Trennungsschmerz von ihren
Bezugspersonen – auch wenn das für uns manchmal schwer nachvollziehbar ist“,
sagte Anja Sauerer. „Diesen Trennungsschmerz müssen wir respektieren und
würdigen.“
„Was müssen wir tun, damit junge Menschen in unserer
Gesellschaft bestehen können?“
Aus der sonderpädagogischen Perspektive beleuchtete Andreas Halbig, Gesamtleiter des Don Bosco Bildungszentrums und Direktor der Caritas-Don-Bosco gGmbH, das Thema – auch, wenn er sich gleich zu Beginn von der Begrifflichkeit distanzierte, weil er sich frage, ob „Sonderpädagogik“ noch zeitgemäß sei. „Menschen mit Handicap brauchen in der Erziehungsgestaltung das, was andere auch brauchen“, betonte er und ging auf die drei pädagogischen Säulen Don Boscos ein: Vernunft, Liebe/Beziehung und Religion. Wichtig ist für ihn der Präventionsansatz: „Was müssen wir tun, damit junge Menschen in unserer Gesellschaft bestehen können?“
Podiumsdiskussion
Abschließend kamen alle Referenten zu einer von Pia Franke
geleiteten Podiumsdiskussion auf die Bühne. Prof. Dr. Fabienne Becker-Stoll
nutzte die Gelegenheit, noch einmal darauf hinzuweisen, dass gute
Rahmenbedingungen in den Einrichtungen zwar notwendig, aber nicht hinreichend
seien. „Viele Kitas leiden unter Personalmangel. Während der Erhebung haben wir
aber vereinzelt auch Kitas erlebt, die übertrieben gesagt, goldene Wasserhähne
hatten, aber eine sehr niedrige Erziehungsqualität“, schilderte sie. Petra
Lachnit betonte die hohe Bedeutung von Vollzeitkräften für die Beziehungsgestaltung
und wünschte sich, dass alle Erzieherinnen mit Spaß und Freude ihren Beruf
ausrichten.
Schulleiter Thomas Steigerwald bedankte sich abschließend bei
den Referenten für ihre interessanten und impulsgebenden Vorträge sowie bei den
zahlreich erschienen Gästen für ihre Aufmerksamkeit.
Im Rahmen der Festwoche veranstaltet die FAKS am Samstag, 21. März, einen Tag der offenen Tür für Interessierte und Ehemalige. Von 10 bis 14 Uhr wartet ein buntes Programm auf die Besucher.