Bischof Jung ließ sich ihre Erlebnisse schildern und sah so manche Frauen, die dabei in Tränen ausbrachen. Sie sind in Sicherheit, aber wissen nicht, wie es ihren Männern zu Hause geht, die ihr Land verteidigen.
Spontan lud der Diözesanbischof zu einem kleinen Gebetskreis ein, bei dem all dieser Menschen, die in der Ukraine sind oder sich auf der Flucht befinden ebenso gedacht wurde, wie derjenigen, die noch in der Heimat sind. Der Bischof betete für die Toten und Verletzten, die der Krieg bisher gefordert hat und für alle, die in den Kriegsgebieten in Lebensgefahr sind.
Den Menschen in Bad Königshofen sagte er, dass sie jedwede Hilfe bekommen und im Haus St. Michael in Bad Königshofen gut untergebracht sind und betreut werden. Auf einer Landkarte ließ sich Franz Jung die Ukraine und dabei die Orte zeigen, von denen die Flüchtlinge aufgebrochen sind, um sich in Sicherheit zu bringen. Dass die Ukraine christlich geprägt ist, sei ihm bekannt, und natürlich werde man dem nach Möglichkeit Rechnung tragen. Kopfschütteln über die staatliche Kirche in der Ukraine, die nicht reagiert. „Das kann man nicht verstehen.“ Es sei für ihn eine Selbstverständlichkeit gewesen nach Bad Königshofen zu kommen. Damit war Bischof Franz Jung übrigens zum ersten Mal in diesem Haus, deren Trägerschaft die Diözese Würzburg zum 31. Dezember vergangenen Jahres beendet hatte. Eigentümerin ist noch die Diözese, bis ein neuer Träger gefunden ist. „Da das Haus weitgehend noch nicht ausgeräumt war, konnte es kurzfristig als Notunterkunft für ukrainische Flüchtlinge zur Verfügung gestellt werden“, berichtete Maria Kuhn.
Alle hätten mit angepackt, selbst Sabine Helbling, die Frau des Bürgermeisters und viele Freiwillige. In einem Tag habe man das Haus St. Michael wieder so hergerichtet, dass die Flüchtlinge gut untergebracht sind. Abgekommen ist man davon, in der Küche des Haus St. Michael selbst zu kochen und die Flüchtlinge zu verköstigen. Das übernimmt das Juliusspital. Die medizinische Versorgung liegt beim BRK Bad Königshofen. Wachleiter Jörg Kögel, der selbst beim Abholen der Flüchtlinge an der Grenze dabei war, kommt einmal am Tag in das Haus, um, wo es nötig ist, zu helfen. „Das ist alles ehrenamtlich“, erfuhr der Bischof von ihm, auch das Abholen der Flüchtlinge. Das habe er sehr gerne gemacht. Der Bischof bekam die Information, dass im Haus St. Michael seit Weihnachten afghanische Ortskräfte untergebracht und dass aktuell mehr als 40 Flüchtlinge aus der Ukraine zusätzlich hier sind. Bis zu 50 könne man aufnehmen. Kreis-Caritasgeschäftsführerin Angelika Ochs berichtete davon, dass alle mit einem Kleiderpaket ausgestattet worden seien. Die Versorgung mit Kleidung läuft nach Absprache mit dem Landratsamt komplett über den Kreis-Caritasverband Rhön-Grabfeld. Die Fahrten zum Kleidermarkt übernehmen die Malteser.
Für die ambulante Altenhilfe zeichnen Johanna Dietz und Gudrun Rathgeber von den Caritas-Sozialstationen verantwortlich. Hier habe man die komplette Versorgung der Pflege, der Beschaffung von Rollatoren und allem Notwendigem übernommen. Elke Storch von der Gemeindecaritas organisiert mit mehr als 70 Ehrenamtlichen den Kleidermarkt. Hier arbeiten Caritas und Diakonie Hand in Hand. Jeden Tag ist in jeder Flüchtlingsunterkunft eine oder ein Ehrenamtlicher vor Ort und kümmert sich um die Menschen. Die Mitarbeiter des Familienbildungshauses St. Michael haben die Vorbereitungen im Haus am Dienstag getroffen. Mittlerweile gibt es einen Ehrenamtlichenkreis in allen drei Unterkünften, Bauersberg, Rappershausen und Bad Königshofen, berichtete Bürgermeister Thomas Helbling.
Gemeinsam mit Dekan Krefft organisiert der Kreis-Caritasverband auch Hilfsgütertransporte nach Polen in die dortigen Flüchtlingslager, weil er gute Verbindungen in Polen hat. Der Dekan sagte dem Bischof, dass innerhalb einer Woche auf einem Spendenkonto rund 50.000 Euro eingezahlt worden seien. Hinzu kämen zahlreiche Kleider- und Sachspenden. Angelika Ochs: „Dringend benötigt werden aktuell Haartrockner, Nagelscheren, Kinderunterwäsche und Socken. Erfolgreich war bereits ein Aufruf nach Kindersitzen, Kinderwägen, Windeln, Babynahrung und Hygieneartikeln für die Notunterkünfte.“
Aktuell sind rund 300 Flüchtlinge aus der Ukraine im Landkreis, heißt es aus dem Landratsamt, darunter viele Kinder. Ab kommenden Montag unterstützen die Mitarbeiter der Caritas gemeinsam mit dem Landkreis das Ausfüllen von Anträgen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.
Hanns Friedrich
Hier finden Sie einen weiteren Bericht vom Pressedienst der Diözese Würzburg (POW).