Bischof Dr. Franz Jung hat am Kilianstag mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas das Pontifikalamt im Würzburger Kiliansdom gefeiert. Dabei betonte er, die Wallfahrtswoche sei der richtige Zeitpunkt, die Mission der Caritas zu vertiefen. Gut 150 Gläubige, die sich in Unterfranken in unterschiedlichen Diensten und Einrichtungen unter dem Dach der Caritas engagieren, waren zur Messfeier am Hochfest der Frankenapostel nach Würzburg gekommen. Neben Domkapitular Clemens Bieber, dem Vorsitzenden des Würzburger Diözesan-Caritasverbands, feierte auch sein Münsteraner Amtskollege Pfarrer Dr. Christian Schmitt die Messe als Konzelebrant mit.
Zu Beginn des Gottesdienstes machten drei Sprecher in eindringlichen Impulsen deutlich, was es heute heißt, im Dienst der Caritas zu stehen. Aus ihren beruflichen Perspektiven, etwa der Kindererziehung oder der Altenpflege, blickten sie auf das Wesen gelebter Nächstenliebe. Im Vordergrund standen dabei die Erfahrungen aus der Pandemiezeit, die den Dienst am Nächsten zu einer noch größeren Herausforderung und Belastung gemacht hatte. Aus der gemeinsamen Wallfahrt solle daher auch neue Kraft gezogen werden, christliche Liebe weiterzugeben und selber zu erfahren.
In seiner Predigt brachte Bischof Jung das diesjährige Wallfahrtsmotto mit dem Leitbild des Diözesan-Caritasverbands in Verbindung. Das Zitat aus dem Epheserbrief wurde bei der Messfeier zunächst in der Lesung vorgetragen: „Wir aber wollen, von der Liebe geleitet, die Wahrheit bezeugen und in allem auf ihn hin wachsen. Er, Christus, ist das Haupt.“ (Eph 4,15). Dabei stellte der Bischof, den zweiten Satz des Mottos voran. Christus sei die innere Mitte der Kirche und ihrer Caritas, aus der sich alles andere ableite. Dieses Fundament sei jedoch nicht nur für die Gemeinschaft, sondern für jeden einzelnen unerlässlich. „Der Mensch ohne Mitte wird haltlos“, so der Bischof.
Bischof freut sich über Caritas-Programm "plento"
Mit Blick auf die Nöte und Belastungen des Alltags, gerade in den Zeiten der Pandemie, liefe der Mensch oft Gefahr, den inneren Halt zu verlieren. „Dann droht das Flammenkreuz der Caritas zu erlöschen“, so der Bischof an die Caritas-Mitarbeiter. Es sei daher zu begrüßen, dass der Diözesan-Caritasverband mit dem neuen Programm „plento“ im Kurhaus Hotel Bad Bocklet genau dieses Problem adressiert. Die spirituellen Seminare zur Prävention und Steigerung der persönlichen Resilienz seien sichtbarer Ausdruck der Evangeliumssorge, der sich der Verband in seinem Leitbild verschrieben habe.
Für die Caritas als Teil der Kirche sei es darüber hinaus von zentraler Bedeutung, sich immer wieder zu vergewissern, ob die eigene Arbeit tatsächlich „von der Liebe geleitet“ sei. Die Caritas übernehme ihre vielfältigen Aufgaben von der Kinderbetreuung, über die Begleitung von Menschen in Nöten bis hin zur Sorge um Alte, Kranke und Sterbende nicht, weil es politisch gewollt sei oder auch nur, weil es refinanziert würde. Solche äußeren Rahmenbedingungen seien richtig und wichtig, „aber die Motivation ist die innere Ergriffenheit von der Liebe Christi“, so Bischof Jung. Dieses Kriterium müssten Kirche und ihre Caritas auch als „kritisches Korrektiv“ verstehen. Am Leitbild der Christusliebe müsste zum Beispiel gemessen werden, ob vernünftig erscheinende Tätigkeiten auch tatsächlich dem eigenen Anspruch genügen. In Anlehnung an das Gleichnis vom Weinstock und den Reben aus dem Evangelium mahnte der Bischof, abzuschneiden, was keine Früchte trage. „Größere Fruchtbarkeit entsteht immer da, wo die Liebe Christi das Kriterium ist.“
Bischof Jung: Die Relevanz der Kirche erweist sich an ihrer Fähigkeit zum Wachstum
Besondere Bedeutung maß der Bischof in seiner Predigt auch dem Anspruch des Apostels aus dem Epheserbrief bei, „in allem auf ihn hin (zu) wachsen“. Für die „caritas“, die Nächstenliebe, sei das eine existenzielle Bedingung. „Liebe, die nicht wächst, ist tot.“, so Bischof Jung. Wachstum und Weiterentwicklung seien für die Kirche in ihrer gegenwärtigen Situation unabdingbar. „Wenn die Kirche für die Menschen Sakrament des Heiles sein will, dann wird sich das daran erweisen, wie es uns gelingt, zu wachsen.“ Vor diesem Hintergrund müsse auch der in der Diözese Würzburg gerade begonnene Prozess der Sozialraumorientierung verstanden werden, in dem sich die Kirche von Würzburg selber frage, wo sie wachsen kann. „Ich freue mich über diesen Impuls, der davon ausgeht, dass wir Kirche und Caritas immer wieder neu verbinden wollen.“
Zum Abschluss seiner Predigt betonte Bischof Jung die große Bedeutung der Caritas für den Fortbestand der Kirche. Ausdrücklich bedankte er sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den unterschiedlichen Bereichen „für ihren hochherzigen und engagierten Einsatz“. An ihrem Dienst zum Beispiel in Schulen, Beratungsstellen und Pflegeeinrichtungen hänge die Reputation der Kirche. „Es wird das caritative Engagement der Kirche sein, auf das die Welt schaut und von dem die Welt ablesen kann, ob wir Jüngerinnen und Jünger Christi geworden sind.“
Kilian Martin | Caritas