„Wir wollen ein Zeichen setzen“, kommentierte Bischof Friedhelm seinen Besuch in der kleinen dezentralen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge und Asylbewerber in Tückelhausen (Landkreis Würzburg), „ein Zeichen der Verbundenheit mit den Menschen dort, die bei uns Zuflucht vor Krieg und Vertreibung suchen.“ Dankbar griff der Bischof von Würzburg damit die Idee seiner Caritas zu diesem Besuch am Vorabend des Nikolaustages auf. Deren Vorsitzender, Domkapitular Clemens Bieber, hatte Geschenke für die Kinder mitgebracht. Papier und Stifte zum Malen, Luftballons und echte Schokonikoläuse. Versammelt im Anna-Saal neben der Klosterkirche berichtete Bischof Friedhelm über den heiligen Nikolaus und die mit diesem menschenfreundlichen Mann verbundenen Traditionen. Die etwa 20 Kinder, zumeist aus Russland, Georgien, Tschetschenien und Serbien verstanden die Sprache der kleinen Geschenke sofort und freuten sich über das unbeschwerten Zusammenseins. Mit strahlenden Augen sagte sie dem Bischof "Danke". „Lasst uns froh und munter sein“, wurde angestimmt, um auf den Festtag des heiligen Nikolaus einzustimmen.
Dankbar zeigten sich auch Bürgermeister Rainer Friedrich, Pfarrer Klaus Oehrlein und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeinschaftsunterkunf, unter ihnen auch Leiter Alexander Fuhl, für den Besuch aus Würzburg. „Ein echtes Zeichen des Interesses und der Wertschätzung unserer Arbeit.“
„Ich möchte unbedingt die Räumlichkeiten sehen, in denen die Menschen hier leben“, unterstrich Bischof Friedhelm, der sich seit Jahren für die Belange von Flüchtlingen und Asylbewerbern in Unterfranken einsetzt. Gemeinsam mit dem Betreuerteam aus Haupt- und Ehrenamtlichen besuchten der Bischof und Domkapitular Bieber das alte Brauereigebäude, das nun als Unterkunft dient.
Erst im Januar 2013 wurde es als Gemeinschaftsunterkunft angemietet und stellt in seinem Zustand manche Frage an die Willkommenskultur in unserem Land. In vielen Bereichen ist es finster, weil die Elektrik durch Feuchtigkeit und den Frost in der Phase des Leerstandes Schaden genommen hat. Man könne jede Woche neue Glühlampen einschrauben, berichtete der Hausmeister, wenige Tage später sind sie aufgrund der Nässe durchgebrannt oder die Sicherungen sind raus – Kurzschluss. Im Duschraum, den auch die kleinen Kinder benutzen müssen, gibt es keine Heizung und der Winter naht. Die Feuchtigkeit im Gemäuer lässt den Schimmel blühen. Dennoch beklagen die Menschen sich nur bescheiden und zurückhaltend. Zu den baulichen Problemen kommen strukturelle. Erst seit einigen Wochen kann die Caritas auch in Tückelhausen ihre wichtigen Beratungsdienste anbieten, weil zuvor nicht klar war, ob diese Arbeit zumindest anteilig vom Staat refinanziert würde.
„Viele der Bewohnerinnen und Bewohner sind von Abschiebung bedroht. Sie müssen zurück in das EU-Land, über das sie eingereist sind“, berichtete Isabell Schätzlein vom Caritasverband. Rückkehr nach Polen bedeute dann beispielsweise Gefängnis. „Was wir dringend brauchen ist Geld, um den Menschen rechtlichen Beistand anbieten zu können“, betonte Schätzlein.
Der Bischof nahm sich viel Zeit und hörte aufmerksam zu. Eine Familie bat um ein persönliches Gespräch, weil es große Probleme mit einem kranken Kind gebe. Auch dafür war Zeit.
„Wir wollen etwas für die Menschen tun“, sagte der Bischof zu, dabei gehe es um die großen Rahmenbedingungen und die kleinen aber sehr konkreten Anliegen der Menschen, insbesondere der Familien und ihrer Kinder.
„So ein Besuch ist mehr als eine nette Geste“, unterstrich Domkapitular Clemens Bieber. „Ich bin froh und dankbar, dass wir als Caritas der Kirche mit dem Bischof an einem Strang ziehen, um die Lebensbedingungen für Flüchtlinge und Asylanten zu verbessern.“ Die Jahreskampagne der Caritas für 2014 „Weit weg ist näher, als du denkst“ werde Anlass sein, verstärkt die Themen Migration, Flucht und Asyl in die Öffentlichkeit zu bringen.
Hier finden Sie zum Besuch des Bischofs in der GU Tückelhausen einen Beitrag der Fernsehredaktion im Bistum Würzburg.