„Hier ist vieles von dem realisiert, was ich mir für die Caritas in Zukunft wünsche“, sagte Welskop-Deffaa bei einem Rundgang durch das Gebäude nördlich der Schweinfurter Innenstadt. Das alte Gotteshaus war von 2018 bis 2022 zu einer modernen Begegnungsstätte umgebaut worden. Seither hat im „casa Vielfalt“ neben Kirchenstiftung und -gemeinde der Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Schweinfurt (O/KCV Schweinfurt) seinen Sitz. Mehrere soziale Projekte und Beratungsstellen sind dort beheimatet, darunter etwa der Allgemeine Soziale Beratungsdienst (ASBD) der Caritas und der Hospizdienst der Malteser. So wirken Pastoral und Caritas zusammen.
Kooperation als Schlüssel
Marion Hammer vom O/KCV Schweinfurt ist Koordinationsleiterin des „casa Vielfalt“ und damit vor allem zuständig für die einrichtungsübergreifende Zusammenarbeit. Sie hatte eine Führung durch das Gebäude mit Caritasvertreterinnen und -vertretern, Mitgliedern der Stadtpfarrei Heilig Geist Schweinfurt, Kooperationspartnern sowie Politikerinnen und Politikern für die DCV-Präsidentin organisiert. Los ging es im zentralen Kirchenraum, dem Höhepunkt des Baus, wie der am Umbau maßgeblich beteiligte Kirchenpfleger Ottmar Prell und Kilian Hartmann, Vorsitzender des O/KCV Schweinfurt, unterstrichen. Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Würzburg, betonte die besondere Atmosphäre des schlichten Kirchenraums, der „geistliches Zentrum“ des Hauses sei.
Im Eingangsbereich gab Hammer einen Überblick über die Schwerpunktthemen im „casa Vielfalt“: Inklusion, Sozialraumorientierung, Begegnung der Generationen, interkulturelle Begegnung und interreligiöser Dialog. Sie stellte unter anderem das Projekt „Friedhofs-Café“ vor, das in Kooperation von Caritas, Malteser Hospizdienst, Gesprächsladen und Stadt Schweinfurt am nahe gelegenen Hauptfriedhof läuft. Die Idee, Menschen auf einem Friedhof durch ehrenamtliches Engagement bei einer Tasse Kaffee zusammenzubringen, fand die DCV-Präsidentin „genial“ und machte klar: „Auch zur Stärkung des Ehrenamts braucht es Anlaufpunkte wie diesen hier.“
Vorbildliche Umnutzung eines Kirchengebäudes
Das hauseigene Café Charisma, das die Caritas im Erdgeschoss betreibt und in dem Menschen mit psychischen Erkrankungen Beschäftigung finden, sah sich Welskop-Deffaa ebenfalls an und war sichtlich beindruckt. Im Seminarraum „Weitblick“, einem von mehreren im Haus, sagte sie: „Ich finde das hier absolut vorbildlich.“ Gemeint war das „casa Vielfalt“ mit seinen unterschiedlichen Räumen, die es zu einem Begegnungsort machen. Denn: „Mit jedem allein im eigenen Räumchen kann keine Begegnung entstehen“, so die DCV-Präsidentin. Nicht zuletzt Begegnung trage aber zum Frieden in der Gesellschaft bei, sagte sie mit Verweis auf das Jahresmotto ihres Verbandes „Frieden beginnt bei mir“.
„Ich habe gesehen, wie vorbildlich Sie hier ein Kirchengebäude umnutzen, auf eine Art, wie es viel öfter geschehen sollte“, lobte Welskop-Deffaa am Ende des Rundgangs im großen Antoniussaal. Kirche sei vor allem dann wertvoll, wenn sie sich Menschen in Not zuwende. Und das tut die Caritas im „casa Vielfalt“, wie die stellvertretende Geschäftsführerin des O/KCV Schweinfurt, Rosa Di Vico-Koller, anhand der vier Caritas-Schwerpunkte vor Ort verdeutlichte: ASBD, Fachdienst Gemeindecaritas, Sozialpsychiatrischer Dienst und Jugendhilfezentrum.
Spaltung der Gesellschaft entgegenwirken
In einer Gesellschaft, in der immer mehr Spaltungsgefahren entstünden, sei es umso wichtiger, Begegnungsorte für die Menschen zu schaffen, erklärte Welskop-Deffaa. Sie betonte jedoch gleichzeitig: „Die Räume allein reichen nicht. Wir sind als Caritas gefordert immer neu auch Menschen zu finden, die Begegnung schaffen.“ Menschen wie die Verantwortlichen des „casa Vielfalt“, die mit ihrem Engagement so viele zusammenbringen.
Anna-Lena Herbert
Zum Hintergrund: Im „casa Vielfalt“ in Schweinfurt kooperieren die Kirchenstiftung Sankt Anton (inklusive Kindertagesstätte St. Anton), der Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Schweinfurt e. V., die Caritas Schulen gGmbH (mit Frühförderstelle und Julius-Kardinal-Döpfner-Schule) sowie der Malteser Hospizdienst. Eine zentrale Einrichtung ist das Café Charisma. Zudem sind die HIV/Aids-Beratung Unterfranken, mehrere Selbsthilfegruppen und die griechisch-orthodoxe Gemeinde vor Ort beteiligt. Außerdem gibt es Mietwohnungen. Die Verantwortlichen wollen Vielfalt gestalten, das christliche Menschenbild erfahrbar machen, Begegnung von Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten ermöglichen sowie Vorurteile, Diskriminierung und Ausgrenzung abbauen.