Viele Menschen sitzen derzeit in ihrer Wohnung fest, und ihnen droht nicht selten die Decke auf den Kopf zu fallen, weil es niemanden gibt, mit dem sie einfach mal „babbeln“ können. Kaffeekränzchen mit Kuchen sind derzeit leider nicht möglich, der Frisörsalon hat geschlossen, der Stammtisch fällt aus. Aber beim Corona-Babbelfon können Menschen andere nette Leute erreichen, mit denen man einfach mal einen Plausch halten kann. Sie landen nicht irgendwo in einer Hotline, sondern bei Menschen aus der Nachbarschaft in Miltenberg und Bürgstadt, die ehrenamtlich an ihrem Telefon zu Hause sitzen. „Alle fanden die Idee sofort spannend“, berichtet Angelika Spalek von der Caritas in Miltenberg. „Da haben sich gleich 18 Ehrenamtliche gefunden, die nun mitmachen.“
„Lang nicht gebabbelt“, ist das Motto des Telefonangebots der Pfarreiengemeinschaft St. Martin Miltenberg-Bürgstadt in Kooperation mit dem Fachdienst Gemeindecaritas des Caritasverbands für den Landkreis Miltenberg. Seit Montag, 30. März, sind täglich von 16 bis 18 Uhr die Telefonnummern des neuen Corona-Babbelfons besetzt: 09371 6018741, 09371 6019359 oder 09371 6019718.
Wenn eine Nummer belegt ist, kann einfach eine der anderen beiden Nummern angerufen werden. Es entstehen die Kosten für einen Anruf ins Festnetz. Wer einen entsprechenden Vertrag mit seinem Anbieter hat, zahlt nichts extra. Damit auch andere über ihre Themen des Alltags reden können, ist ein Anruf auf 30 Minuten beschränkt. „Bislang“, das muss Spalek einräumen, „hält sich der telefonische Ansturm in Grenzen“, aber das könne sich, je länger die Krise andauere, auch schnell ändern.
„In Miltenberg arbeiten Caritas und Pastoral schon lange gut zusammen für die Menschen in der Region“ freut sich Spalek. Das gute Miteinander sei auch für dieses Projekt sehr hilfreich.
Das „Corona-Babbelfon“ ist keine professionelle Telefonseelsorge und keine Informationshotline für Fragen zum Corona-Virus. In solchen Fällen steht die 0800/111 0 111 (Telefonseelsorge) oder 09371 501-700 (Bürgertelefon des Landratsamtes) zur Verfügung. Die Telefonseelsorge bietet unter www.telefonseelsorge.de auch einen Chat an. Spalek: „Wir haben den Ehrenamtlichen eine kleine Handreichung erstellt, damit sie erkennen können, wo es Sorgen und Probleme gibt, die von den Profis bearbeitet werden müssen. Mit dem Babbelfon wollen wir die Fachdienste ergänzen und keineswegs ersetzen.“
Sebastian Schoknecht