Würzburg (POW) Bischof Dr. Friedhelm Hofmann und Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer haben am Donnerstag, 28. Februar, die unterfränkische Psychosoziale Beratungsstelle für HIV-Betroffene und Aids-Erkrankte in Würzburg besucht. Anlass war das 25-jährige Bestehen der Einrichtung, das bereits im vergangenen November mit einem Festakt begangen wurde. Träger der Aidsberatung Unterfranken ist der Caritasverband für die Diözese Würzburg. Seit 1987 kümmern sich die Mitarbeiter der Beratungsstelle um Aufklärung der Bevölkerung und Betreuung der Betroffenen und deren Angehörigen.
In einer Gesprächsrunde erläuterte Beratungsstellen-Leiter Michael Koch den Gästen die Arbeitsweise der Einrichtung im Würzburger Friedrich-Spee-Haus. Kochs Kolleginnen Ines Richter-Schulz und Gabriele Eibeck gaben Einblicke in ihren Arbeitsalltag und berichteten von Klienten, mit denen sie in den vergangenen Monaten und Jahren Kontakt hatten, und welches Schicksal diese ereilte. Hofmann und Beinhofer verfolgten die Schilderungen aufmerksam und stellten zahlreiche Zwischenfragen: „Wie gehen die Klienten mit einer HIV-Diagnose um?“ „Wie viele Medikamente müssen Erkrankte täglich nehmen?“ „Müssen die Betroffenen Angst haben, bei Bekanntwerden ihrer Erkrankung den Arbeitsplatz zu verlieren?“ Koch und seine Kolleginnen gingen auf jede Frage ein und brachten Beispiele, die sie selbst erlebt haben. Beispielsweise berichtete eine Klientin, dass sie ihren Arbeitskollegen von der HIV-Infizierung erzählt hatte. Obwohl alle beteuerten, damit kein Problem zu haben, scheuten sie in der Folge den direkten Kontakt mit ihr, wohl aus der unbegründeten Angst, sich anstecken zu können. Ein Aufklärungsgespräch, das eine Caritas-Mitarbeiterin direkt im Betrieb mit den Kollegen führte, besserte die Situation merklich.
Im Jahr 2012 wurden in Unterfranken bei etwas mehr als 1,3 Millionen Einwohnern insgesamt 32 ärztliche Diagnosen mit dem Resultat „HIV-positiv“ gestellt. Die Infektionen können dabei aber auch teils schon Jahre zurück liegen. Die Zahl der Neuinfizierten wird für das vergangene Jahr auf rund 30 geschätzt. Bayernweit leben Koch zufolge zirka 10.000 HIV-Infizierte, davon rund 800 in Unterfranken. Mit etwa 500 steht die Caritas-Aidsberatungsstelle in losem oder engerem Kontakt. Beratung und Betreuung erfolgen sowohl telefonisch als auch persönlich im Friedrich-Spee-Haus, in Kliniken, bei Hausbesuchen, in Gemeinschaftsunterkünften für Asylbewerber oder in Justizvollzugsanstalten. Die Arbeit der Caritas-Aidsberatung wird sowohl durch Eigenmittel als auch durch Fördergelder der Regierung von Unterfranken finanziert. Laut Regierungspräsident Beinhofer hat der Freistaat Bayern im Jahr 2012 rund 255.000 Euro an Förderung bewilligt. Damit konnte neben den Personalkosten auch die Präventionsarbeit insbesondere im schulischen Bereich finanziell gesichert werden. Knapp 400 Klassen in über 100 Schulen, Betrieben und sonstige Bildungseinrichtungen besuchten die Caritas-Mitarbeiter im vergangenen Jahr.
Bischof Hofmann sieht die Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung als besonders wichtigen Punkt in der Arbeit der Caritas-Aidsberatungsstelle: „Wir müssen an der Seite der Menschen stehen, die Hilfe benötigen. Die Geißel darf nicht weiter um sich greifen, die die Betroffenen stigmatisiert. Jeder Mensch muss anerkannt werden.“ Die Verringerung des Stigmatisierungspotenzials durch kontinuierliche Aufklärung ist deshalb laut Koch auch eines der Kernziele, das sich die Caritas-Aidsberatungsstelle für die Zukunft gesetzt hat. Das Wissen über HIV und Aids nehme vielen Menschen auch die Angst, sich einem HIV-Test zu stellen. Nur so könne rechtzeitig eine frühe Behandlung der Infizierten eingeleitet und letztlich eine Reduzierung der Neuinfektionen erreicht werden. Hofmann und Beinhofer dankten den Caritas-Mitarbeitern für ihren unermüdlichen und oft schwierigen Einsatz und ihr Engagement für die Betroffenen und deren Angehörige.
Im Anschluss besuchte der Bischof die Wohngruppe der Aids-Beratung Unterfranken. Dort können in Würzburg seit 1990 bis zu sechs HIV-Infizierte und Aids-Kranke, die wegen ihrer Infektion besondere Unterstützung brauchen, Aufnahme finden. Ziel des Wohnprojektes ist es, Menschen, die unter sozialer Isolation leiden oder keine familiären Bindungen mehr haben, ein Leben in Gemeinschaft und Würde zu ermöglichen. Die Bewohner des Hauses waren sehr erfreut über den Besuch. Gemeinsam sprachen sie mit dem Bischof über den Umgang mit ihrer Krankheit, die Betreuung durch die Mitarbeiter der Caritas und ihren Alltag in der Wohngruppe. „Wer kocht denn hier für euch?“, fragte Hofmann interessiert. „Das machen wir selbst und wechseln uns dabei immer ab“, antwortete ein Bewohner. Nach einem abschließenden Rundgang durchs Haus bat Bewohnerin Simone den Bischof noch um ein Autogramm: „Schließlich haben wir nicht jeden Tag so hohen Besuch bei uns!“
Weitere Informationen und Beratung bei: Caritas-Aidsberatungsstelle Unterfranken, Röntgenring 3, 97070 Würzburg, Telefon 0931/38658200, Fax 0931/38658299, E-Mail kontakt@aidsberatung-unterfranken.de, Internet www.aidsberatung-unterfranken.de.