Würzburg, zum 23. März 2020
Liebe berufliche und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Dienst der „caritas“,
liebe Verantwortliche für die Dienste und Einrichtungen der Caritas,
am 23. März gedenken wir des einhundertjährigen Bestehens des Caritasverbandes für die Diözese
Würzburg – mit einem dankbaren Blick zurück für allen Einsatz und in der Zuversicht, dass wir auch
in Zukunft unseren Beitrag für eine menschliche und lebenswerte Gesellschaft leisten werden.
Nun begehen wir – angesichts der aktuellen Situation – das Jubiläum in einer besonderen Weise.
Statt einer unbeschwerten Feier stellt sich in allen Diensten und Einrichtungen die Frage, wie wir
Menschen helfen können, die in großer Sorge vor Krankheit und Existenznot oder gar persönlich
betroffen sind, und wie wir dazu beitragen können, dass die Ausbreitung des Virus gebremst und
möglichst bald gestoppt wird.
Im Auftrag unseres Bischofs, aber auch aus unserer Verantwortung für den Dienst der „caritas“
in unserer Diözese möchten wir allen von Herzen danken, die jetzt – ohne die Situation zu
verharmlosen – mit klarem Kopf, besonnen und engagiert mithelfen. In den Medien werden
in diesen Tagen erwähnenswerte Beispiele vorgestellt, wie berufliche und viele ehrenamtliche
Engagierte anderen Menschen zu helfen bereit sind, dazu Ideen entwickeln und deutlich machen:
„Wir sind für die Menschen da!“. Die Krise fordert uns heraus, aber wir beantworten sie mit klugem
Einsatz.
Es gilt deshalb sehr vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Arbeitsfelder zu danken,
ob das Beratung ist – auch über Telefon und Internet – für Menschen mit ihren vielen Fragen,
ob das die Betreuung für Kinder in der Nachbarschaft oder in Einzelfällen in unseren Kitas ist,
ob das die Unterstützung für Familien mit behinderten oder gebrechlichen, alten Angehörigen ist,
ob das die Angebote für hilfs- und orientierungslose, ebenso obdachlose Menschen sind,
ob das der treue Dienst in der ambulanten, teilstationären und stationären Altenpflege ist,
ob das die Begleitung von Sterbenden ist und noch so viele andere Dienste mehr.
Neben aller unverzichtbaren konkreten Hilfe braucht es gerade jetzt IHREN menschlichen
Zuspruch, um das Vertrauen zu bestärken: „Du bist nicht allein!“
Es gilt aber auch zu danken den Verantwortlichen in den subsidiären Strukturen,
ebenso im DiCV mit seinen Diensten und Fachberatungen für die Unterstützung und
das unaufgeregte Krisenmanagement – gerade jetzt in der kritischen und teilweise
unüberschaubaren Situation.
So begehen wir unser Jubiläum erst recht „mit Feuer und Flamme“. In diesen Tagen wird
besonders deutlich: „Not sehen und Handeln“ und „Nah am Nächsten“ sind für Kirche
und ihre Caritas nicht bloß Phrasen. Sie erfüllen weiterhin den Auftrag Jesu und bezeugen
damit die Frohe Botschaft zum Dienst am Nächsten.
Dem von Herzen kommenden Dank unseres Bischofs für dieses glaubwürdige Zeugnis
schließen wir uns sehr gerne an. Zugleich wünschen wir Ihnen, dass Sie weiterhin beherzt
mithelfen wollen, die derzeitige Herausforderung gut zu meistern.
Der Innsbrucker Theologieprofessor Józef Niewiadomski schrieb dieser Tage:
„Gerade, weil wir eine derartige Bedrohung noch nicht erlebt haben, ist es nicht
schlecht, sich an die klassische Kurzgeschichte aus ähnlich anmutenden Zeiten zu
erinnern.Die Pest rast auf ihrem Gaul durch die Wüste und überholt eine Karawane. ‚Wohin
des Weges, und dazu noch so schnell?‘, fragt der Karawanenführer. ‚In die
Großstadt. Dort werde ich tausend Menschen töten.‘ Nachdem ein paar Monate
vergangen sind, trifft die Pest dieselbe Karawane auf dem Rückweg wieder.
Vorwurfsvoll schreit ihr der Anführer nach: ‚Wolltest doch nur tausend dahinraffen.
Faktisch sind es fünfzigtausend geworden!‘ Die Pest hält an: ‚Ich nahm ja tausend.
Es war die Angst, an der die Übrigen starben.‘Die Epidemie der Angst kann schlimmere Folgen haben als die des Virus.
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie entspringen dem gesunden
Menschenverstand. Insofern sind sie zu befolgen und die Politiker sind zu loben.
Beten wir aber auch darum, dass mit der Zeit nicht die Panik die Oberhand
gewinnt. Sorgen wir dafür, dass uns das Gottvertrauen nicht verlorengeht. Beides
gehört nämlich zur Bewältigung radikaler Krisen: Glaube und Vernunft! Übrigens:
die Christen glauben doch, sie können nicht tiefer fallen als in die Hand Gottes.
Deswegen: gläubige Gelassenheit. Gerade in der Krise!“
Die Geschichte des caritativen Engagements der Christen zeigt im
Diözesancaritasverband nun seit einhundert Jahren: Gerade in schwierigen Zeiten sind es
beherzte Menschen, die deutlich machen, was „caritas“ ist!
Ihnen sagen wir Danke und „Vergelt’s Gott“!
Gott segne und beschütze Sie!
Clemens Bieber (Domkapitular, Vorsitzender)
Barbara Stamm (Landtagspräsidentin a.D., Ehrenvorsitzende)
Pia Theresia Franke (Caritasdirektorin)