Würzburg (POW) Mit einer kleinen Feier in Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg ist am Freitag, 14. Februar, die Archivierung der historischen Unterlagen der Kongregation der Schwestern des Erlösers abgeschlossen worden. Im Jahr 2016 schloss die Kongregation einen Leihvertrag mit der Diözese Würzburg ab. Seitdem wurden insgesamt 5150 sogenannte Verzeichnungseinheiten archiviert und stehen nun für die Benutzung in Archiv und Bibliothek zur Verfügung. „Die Kooperation mit den Erlöserschwestern ist von besonderer konstruktiver und zielführender Art und Weise, nicht nur für das Bistum Würzburg, sondern auch überdiözesan beispiellos. Ich bin sehr dankbar für die vertrauensvolle Zusammenarbeit“, sagte Katrin Schwarz, Leiterin von Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg. Sie hob besonders die „hohe Professionalität“ der Kongregation bei der Archivierung hervor.
Generalvikar Thomas Keßler betonte: „Die Inhalte des Bestands bilden eine wertvolle Ergänzung zur diözesanen Überlieferung des 19. und 20. Jahrhunderts.“ In der Hochphase der Kongregation seien die Schwestern in fast jeder Pfarrei präsent gewesen. Sie waren als Kindergärtnerinnen, Krankenschwestern oder Schul- und Handarbeitslehrerinnen tätig und unterstützten die Pastoral sowie das religiöse Leben vor Ort. Ausschlaggebend für die Zusammenarbeit sei der bevorstehende Umbau des Mutterhauses gewesen, in dem auch das Kongregationsarchiv untergebracht war. Die Kongregation habe die historischen Unterlagen fachlich so aufbereitet, dass sie in den Magazinen von Archiv und Bibliothek untergebracht und im Lesesaal nutzbar gemacht werden können. „Wenn man bedenkt, dass bei einer typischen kirchlichen Überlieferung durchschnittlich zwei Verzeichnungseinheiten pro Stunde von einer professionellen Fachkraft bearbeitet werden können, kommen wir bei den genannten 5150 Einheiten auf gut 10.000 Stunden, die von den Erlöserschwestern und ihren verschiedenen Helferinnen und Helfern geleistet wurden“, betonte Keßler. Er dankte allen Beteiligten für die professionelle Aufarbeitung. „Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit einer so verantwortungsvollen Partnerin.“
„Wir gehen heute einen guten Schritt. Archive sind das Gedächtnis der Welt und auch das Gedächtnis der Kongregation. Hinter diesen 5150 Einheiten stecken Leben und Menschen“, sagte Generaloberin Schwester Monika Edinger. Bei der Archivierung seien die Mitarbeiter vor vielen Fragen insbesondere im Zusammenhang mit der bevorstehenden Benutzung gestanden: Was soll im Gedächtnis behalten werden? „Manches würde man nachträglich gerne streichen. Doch es ist wichtig, zur eigenen Geschichte zu stehen mit ihren Höhen und Tiefen, hellen und dunklen Situationen, um aus ihr zu lernen“, fasste Edinger manche schwierige Debatte zusammen. Umgekehrt sei es bei der Archivierung auch darum gegangen, die Geschichten der betroffenen Schwestern zu schützen. „Wir sollten immer aus der Geschichte lernen, aber auch die Schätze entdecken, die darin stehen“, lautete das Fazit von Generaloberin Edinger.
Projektleiterin Dr. Lina Hörl erläuterte anschließend die einzelnen Schritte, die für die Archivierung notwendig waren. Das begann beim Vorordnen und Sortieren der Unterlagen. Anschließend wurde bei einer sogenannten Provenienzanalyse die Herkunft der Unterlagen ermittelt. Die Metadaten wie Titel, Zeitangaben oder vorhandene Fotos mussten erfasst und ein Inhaltsverzeichnis erstellt werden. Auch mussten Dinge von Hand entfernt werden, die dem Papier schaden könnten – wie Klarsichtfolien oder Metallteile. Dann wurden die Unterlagen mit Spezialmaterial verpackt. Um sie zugänglich und benutzbar zu machen, wurde schließlich ein Findbuch mit Bestellnummern erstellt. Ein Exemplar samt dazugehöriger CD überreichte sie an Generaloberin Edinger.
Zum Abschluss stellte Dr. Johanna Konrad-Brey, Archivmitarbeiterin bei den Erlöserschwestern, einige ausgewählte Unterlagen aus dem Archiv vor. Das Herzstück der Überlieferung seien die Akten der Schwestern, zu denen auch „wunderbare Fotos“ gehörten. „Sie lassen Untersuchungen zur Herkunft, Sozialstruktur und den Fähigkeiten zu, die die Schwestern mitbrachten.“ Ebenfalls ausgestellt war das Gästebuch des Mutterhauses. Auf diesem lägen allerdings teilweise noch Schutzfristen, erklärte Konrad-Brey. Mit das größte Interesse zog jedoch ein Küchenzettel aus dem Jahr 1903 auf sich. Unter anderem, weil unter der Rubrik „Frühstück“ an jedem einzelnen Tag nur ein Wort steht: „Kaffee“.
Archivbestand der Kongregation der Erlöserschwestern
Die Unterlagen der Erlöserschwestern gehen bis in das Gründungsjahr 1854 der Kongregation zurück. Nachdem die schriftliche Überlieferung im Mutterhaus beim Bombenangriff vom 16. März 1945 weitgehend verbrannte, geben über die frühe Zeit vor allem Unterlagen aus den einzelnen Schwesternniederlassungen Auskunft. Mit der Zeit kamen Einrichtungen für die Ausbildung von Erziehungs- und Pflegekräften hinzu, die von den Schwestern geleitet und verantwortet wurden. Seit den 1920er Jahren ist die Kongregation in einer eigenen Provinz in den USA tätig, seit Ende der 1950er Jahre auch in Tansania. Die Vizeprovinz in der ehemaligen DDR, die seit Beginn des 20. Jahrhunderts im südthüringischen Teil des Bistums Würzburg aufgebaut wurde, wurde 1989 aufgelöst. Auch dazu sind historische Unterlagen in der archivischen Überlieferung enthalten.
sti (POW)
(0820/0212; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet