Die Kundgebung, eine gemeinsame Initiative mehrerer Sozialstationen in Stadt und Landkreis Aschaffenburg, stand unter dem Motto „Genug geklatscht“ und „Für alle, denen Pflege wichtig ist. Jetzt und in Zukunft“. Mit der Aktion, die am 203. Geburtstag der Pflegepinonierin Florence Nightingale, über die Bühne ging, stellten die Beteiligten die aktuelle Lage in der Pflege in den Fokus der Öffentlichkeit. „Ich bin aus Überzeugung in den Pflegeberuf gegangen und sage noch heute, der Pflegeberuf ist einer der schönsten Berufe der Welt. Aber unser politisches Pflegesystem führt zu stellenweisen unhaltbaren Bedingungen“, brachte es eine Pflegerin zu Beginn der Versammlung treffend auf den Punkt und sprach damit allen Anwesenden aus der Seele.
Danach traten mehrere Rednerinnen und Redner ans Mikrofon, um aus ihrem Berufsalltag über die derzeitige angespannte Lage ihres Berufsstandes zu berichten. Demnach fehlen derzeit rund 130.000 Kräfte allein in der Altenpflege. Hinzukomme, dass 38 Prozent der Pflegerinnen und Pfleger über 50 Jahre alt seien, so die Initiatoren in ihrem Statement. Um die Probleme in der Pflege in den Griff zu bekommen, sei aber in den nächsten 15 Jahren ein Mehrbedarf von etwa 493.000 Pflegekräften dringend notwendig, zeigen aktuelle Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft. Die Politik müsse dringend handeln, sonst sehe es düster aus. „Wir müssen beginnen, der Pflege eine Lobby zu verschaffen, um dem Pflegeberuf ein Gehör zu schenken. Wir müssen uns klar positionieren, Forderungen stellen und hartnäckig bleiben“, sagte eine Pflegekraft. Dazu präsentierten die Initiatorinnen und Initiatoren fünf Kernaussagen wie „Pflege geht uns alle an!“, die sie dem Plenum mit Nachdruck zuriefen.
Gemeinsam für ein Ziel
Um die rund 130 Mitarbeitenden in der Pflege, die der Einladung der Veranstalter gefolgt und sich in Aschaffenburg versammelt hatten, in ihrem Anliegen zu unterstützen, waren zudem Verbands- und Einrichtungsvertreter wie Heinrich Almritter, Vorstand des Caritasverbandes für den Landkreis Miltenberg, Stefanie Renner vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe, Martin Wienand, Geschäftsführer des Hauses St. Vinzenz von Paul in Kleinostheim und Carmen Fleckenstein vom Betreuungsstützpunkt Mömbris/Schöllkrippen vor Ort. Künstler Sebastian Bogensperger leistete seinen Beitrag, indem er das Treffen unentgeltlich musikalisch untermalte.
Der Kundgebung schloss sich ein gemeinsamer Demonstrationszug durch Aschaffenburg unter dem Motto „Blauäugigkeit der Bürger und Blauäugigkeit der Politik“ an. Passend dazu hielten die demonstrierenden Pflegekräfte Bilder mit blauen Augen nach oben.
Für den Endpunkt des Nachmittags sorgten dann nochmals die Veranstalter mit folgenden Worten: „Zum Schluss möchten wir uns bei allen bedanken, die auch mal ein gutes Haar an unserem Job lassen… Wenn wir nämlich alle etwas aus unserem Jammertal herauskommen und uns die Fakten anschauen, haben wir neben vielen Problemen auch einen wunderbaren und schönen Beruf! Das müssen wir nur auch so vermitteln!“
Theresa Siedler