„Menschen mit Autismus haben in unserer Gesellschaft und in unserem Land keine Lobby“, sagte ein Vater, der seit Jahren für die Rechte seines Sohnes kämpfe. Wo andere Leute ihre schönsten Romane hätten, stünden bei ihm Aktenordner mit Gutachten und Gerichtsunterlagen im Regal. Das AKU sei für ihn und seinen Sohn ein Glücksfall. „Wir sind da für Betroffene, Angehörige und Fachleute“, unterstrich am Freitag, 31. März, zum Tag der offenen Tür Despina Singer. „Wir beraten, informieren und vernetzen.“ Singer engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich im Vorstand des AKU.
Die mehrheitlich vom Bezirk Unterfranken finanzierte Einrichtung hat in der Augustinerstraße 6 neue Räumlichkeiten gefunden. Der Umzug, so Singer, sei auch notwendig geworden, weil wir, Gott sei Dank, unsere Fachstellen aufstocken konnten.
Zur Segnung war Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Caritasverbands für die Diözese gekommen. Über die Caritas-Schulen gGmbH, die Caritas-Don Bosco gGmbH, das Erthal Sozialwerk und andere Einrichtungen ist die Caritas eng mit dem AKU verbunden und setzt sich spitzenverbandlich für Inklusion und Integration ein. Insgesamt zwölf Institutionen und Einrichtungen gehören gegenwärtig als Mitglieder dem AKU an.
Bieber dankte für den wertvollen Dienst, der im Autismus-Kompetenz-Zentrum für die Menschen und die Gesellschaft erbracht werde. „Ganz im Sinne Jesu wird hier niemand zurückgewiesen, sondern in seiner Einzigartigkeit mit offenen Armen herzlich empfangen“, sagte Bieber und überreichte ein Bronzerelief des Künstlers Egino Weinert, das zeigt, wie Jesus gegen viele Widerstände die Kinder zu sich ruft. Der Segen, so Bieber, gelte nicht nur den neuen Räumen, sondern vor allem den Menschen, die hier arbeiteten und denen, die hier Rat und Hilfe suchten.
„Wir haben uns bewusst für ein Kreuz aus Glas entschieden“, erläuterte Despina Singer. Glas sei schön, würde durch das Licht zum Leuchten gebracht und sei zugleich sehr zerbrechlich. „Wir wollen mit den Menschen, die zu uns kommen, behutsam umgehen, denn Menschen mit Autismus sind oftmals sehr zerbrechlich.“
In eindrücklichen Worten unterstrich Professor Andreas Warnke, dass es einem Land, das christlich geprägt sei, gut zu Gesicht stünde, sich um benachteiligte Menschen zu kümmern. Warnke kritisierte den ökonomischen Blick auf den Menschen und lobte die tatkräftige Hilfe, die der Bezirk leiste, um das AKU finanziell auszustatten. „Ein bis zwei Prozent unserer Mitmenschen sind von Autismus betroffen, und vielen ist mit guter Beratung, Diagnostik und Therapie zu helfen.“ Warnke mahnte an, es müsse mit der Autismus-Strategie Bayern konstruktiv weitergehen.
Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel und Eva-Maria Löffler, Sozialverwaltung beim Bezirk Unterfranken, betonten in ihrem Grußwort die Bedeutung von Inklusion. „Der Aufbau dieses Angebots war mir stets ein Anliegen“, sagte Bezirkstagspräsident Dotzel und sicherte seine Unterstützung auch weiterhin zu. Auch mit diesem Angebot gehe es schließlich um den sozialen Frieden in der Region, so Dotzel.
Bei einem Rundgang präsentierten die Mitarbeiterinnen des AKU ihre modernen Beratungs- und Funktionsräume und luden die Anwesenden zu Tests ein, um zumindest im Ansatz verstehen zu können, dass Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung die Welt anders wahrnehmen würden.
„Wer Fragen zum Thema hat, selbst betroffen ist oder eine Beratung benötigt, kann sich direkt an uns wenden“, lud Despina Singer abschließend ein. Die Beratungsstelle in der Augustinerstraße 6 sei ein niederschwelliges Angebot. Sprechstunden gebe es zudem regelmäßig in Aschaffenburg, Bad Kissingen und Schweinfurt.
Sebastian Schoknecht