Wo zunächst noch aufgeregtes Gemurmel zu hören war, herrschte spätestens nach dem ersten Trommelschlag und den stimmungsvollen Flötentönen des Spielmannszuges der Ranzengarde unter der Leitung von Felix Rohm angespannte Stille. Dann erfüllte das freudige Mitklatschen im Takt der Gottesdienstbesucher das Neumünster in Würzburg, denn der Spielmannszug zog gefolgt von der Prinzengarde, von Prinzenpaaren und Symbolfiguren sowie Fahnen- und Standartenträgern ein. Den Abschluss des bunten Aufmarsches bildeten Domkapitular Clemens Bieber, der dem ökumenischen Gottesdienst vorstand, sowie Elferrat Christian Englert, der den traditionellen Gottesdienst der Karnevalisten zum zweiten Mal in Folge geplant und organisiert hatte.
Mit einem herzlichen „Grüß Gott“ und „Helau“ begrüßte Englert die große Anzahl an Menschen, die der Einladung der 1. KaGe Elferrat zum Gottesdienst gefolgt waren. Er bedankte sich schon vorab für das Mitwirken vieler Akteure im Vorfeld und während des Gottesdienstes. So trug etwa Gesellschaftspräsident Georg Göbel die Lesung (Weisheit 13, 1-15) vor. Und das diesjährige Würzburger Prinzenpaar Katharina I. und Christoph I. vom stylischen Haar sowie weitere Prinzenpaare und Symbolfiguren beteten die Fürbitten. Auch Domkapitular Clemens Bieber lobte das vielfältige Engagement der beteiligten Akteure.
Dann baten Englert und Bieber darum, den Opfern, Angehörigen, Zeugen und Rettungskräften der Gewalttat in Aschaffenburg zu gedenken und diese in die heutigen Gebete miteinzuschließen. „Gerade an so einem Tag denken wir auch an Menschen, die heute Unbeschreibliches in Aschaffenburg und damit in unserer direkten Nachbarschaft erleben mussten“, so Englert. Zudem gedachten die Gottesdienstteilnehmer den Opfern in Aschaffenburg in ihren Fürbitten und beim Friedensgruß.
Predigt in Reimform
Dem Anlass entsprechend hatte sich auch Domkapitular Clemens Bieber, der dem Gottesdienst seit mehreren Jahren vorsteht, wieder etwas einfallen lassen. Er trug wie in den Jahren zuvor seine Predigt in Reimfassung vor. „Ein Narr, auch wenn er fröhlich ist, bleibt auch im Fasching immer Christ“, sagte Bieber und brachte damit schon zu Beginn seiner Worte die gute Vereinbarkeit von Kirche und Fasching auf den Punkt. Auch Peter Krawitz, Rheinisches Karnevalsoriginal, und sogar Papst Franziskus gingen damit „d’accord", so Bieber: „Denn Papst Franziskus dort in Rom lud zu sich in den Petersdom, nicht purpurrot betuchte Christen, sondern hundert Humoristen. Er sprach: Ich glaub‘, Humor ist gut, denn ‚Lächeln schafft uns neues Blut!‘ Für den Papst und jeden hier ist Lachen Lebenselixier.“
Doch auch mahnende Worte kamen während der launigen Predigt zur Sprache. So prangerte Bieber die aktuellen Konflikte, Kriege und Nöte in der Welt an: „Das Ohr von Trump ist leider dicht, Putin hört schon zweimal nicht, bombt unbeirrt in einer Tour. Zurück bleibt eine Todesspur. Am Jordan es noch laut rumort, die Politik ist wie verbohrt. Krieg und Mord herrscht im Sudan und China zündelt in Taiwan. Die Staatenlenker sind verrückt. Zu Recht wirkt unser Papst bedrückt. Die Frage, die auch ihm sich stellt: wann kommt Vernunft in diese Welt? Was verschafft ihm Zuversicht? Die Frohe Botschaft hört man nicht.“
Wie es besser werden könnte, gab Bieber den Zuhörern als Ratschlag auch direkt mit auf den Weg. Er riet allen Staatenlenkern, sich einmal „gemeinsam an den Tisch zu setzen und ‘nen Schoppen fröhlich petzen! Aug in Aug, im Glas Silvaner – und gleich wird die Welt humaner!“. Seine launigen und zeitweise auch mahnenden Worte beendete Bieber mit „Helau und Amen!“
Stimmungsvolle, musikalische Begleitung
Musikalisch gestalteten den Gottesdienst zum zweiten Mal in Folge der Organist Sven Geiger und der Spielmannszug des Elferrats Würzburg, der sich nach dem Einzug auf der Empore vor der Orgel positioniert hatte. Zu bekannten Klassikern aus „Sister Act“ und mitreißenden Kirchenliedern klatschte die gesamte Kirche begeistert mit.
Seine Schlussworte, in denen Christian Englert unter anderem dem Organisten, dem Mesner und Domkapitular Clemens Bieber für deren Mitwirken beim Gottesdienst dankte, beschloss er mit einem dreifachen „Halle-luja“, das die Gemeinde laut und schallend erwiderte. Nach den Worten „Auszug bitte“ formierten sich die Ranzengarde und alle Gottesdienstbesucher erneut und zogen gemeinsam aus dem Neumünster aus.
Theresa Hepp