„Engel sein für andere“, unter diesem Motto stand der Festgottesdienst im Würzburger Dom, den Bischof Dr. Friedhelm Hofmann mit vielen Geistlichen und über 1.300 Erzieherinnen und Erziehern unterfränkischer Kindertageseinrichtungen (Kita) feierte. Sie setzten damit einen Schlusspunkt unter die vierjährige Einführungsphase eines diözesanen Qualitätsmanagementsystems (DiQm), an dem sich 425 katholische Kindertageseinrichtungen aus der ganzen Diözese beteiligt hatten.
Der Dom war voll wie sonst nur zu Kiliani oder Weihnachten. „Die vielen jungen Menschen hier im Dom zeigen das Potential, das in unseren Einrichtungen steckt,“ so der sichtlich begeisterte Bischof Friedhelm. „Ihr Engagement ist sehr wichtig, denn viele Kinder erleben den christlichen Glauben mehr im Kindergarten als in der Familie. Seien sie gegenseitig Engel und helfen Sie den Kindern, in den Glauben hinein zu wachsen“, appellierte er in seiner Predigt.
Der Diözesan-Caritasverband hatte das DiQm im Jahr 2002 angestoßen. Als Projektplaner- und organisator engagierte er die Denzlinger Beratungsfirma CoLibri Management Service. Hintergrund des aufwändigen Projektes waren ständig wachsende Anforderungen an Kindertageseinrichtungen. Angesichts sinkender Kinderzahlen und damit eines stärkeren Wettbewerbes um die Kunden - d. h. Kinder und Eltern - wird es in den nächsten Jahren immer wichtiger, schnell und flexibel auf deren Wünsche und Bedürfnisse zu reagieren. Die teilnehmenden Kindertageseinrichtungen setzen sich intensiv mit den Standards für eine gute Erziehung, Bildung und Betreuung von Kindern und der Unterstützung von Familien auseinander. Nutznießer sind in erster Linie die Kinder selbst, denn eine qualifizierte Betreuung ist Voraussetzung dafür, dass sie nötige Förderungen erhalten. Das DiQm gibt Trägern, Leiterinnen und Mitarbeiter/innen der Kindertageseinrichtungen hierzu viele Methoden und Werkzeuge an die Hand. Obwohl die zeitliche Belastung nicht unerheblich war, hielten fast alle Einrichtungen bis zum Ende durch. „Und dass sich so viele Einrichtungen gleichzeitig an dem Projekt beteiligen“, so Michael Deckert, Leiter des Kindergartenreferats beim Diözesan-Caritasverband, „hat es bisher noch nie in einer deutschen Diözese gegeben“.
Hochqualifizierte Begleitung
„Sie haben in Ihrer Diözese starke Kita-Leitungen, die sich gemeinsam mit Caritas und Bischof auf einen guten Weg gemacht haben“, zollte CoLibri Geschäftsführer Werner Flaig bei der anschließenden Begegnung im Domkreuzgang seinen Respekt. Zur fachlich-religiösen Projektbegleitung hatte die Caritas drei namhafte Wissenschaftler gewinnen können. Der Benediktiner Dr. Dr. Peter Beer, Prof. für Religionspädagogik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Benediktbeuern und die Caritaswissenschaftler Prof. Dr. Heinrich Pompey (Uni Freiburg) und Prof. Dr. Ralf Haderlein (Fachhochschule Koblenz) hielten mit Leiterinnen und Trägern der Einrichtungen mehrere Projekttage ab. Sie zeigten dabei die Rolle der Kitas bei der Glaubens- und Wertevermittlung auf. „Das DiQm gibt den Kindern eine Orientierung in einer orientierungslosen Welt“, betonte Prof. Pompey. Der Benediktiner Beer appellierte an die Verantwortungsträger in der kath. Kirche, sich intensiv um katholische Kindertageseinrichtungen zu kümmern. „Hier kann Religion noch gut weitergegeben werden, und über Religion werden viele Werte vermittelt, Lebensorientierung und Lernkompetenzen gegeben“, so seine Mahnung.
DiQm wird Landschaft unterfränkische Kindertageseinrichtungen beeinflussen
Das Projekt wird einen prägenden Einfluss auf die Arbeitsweise und die Landschaft unterfränkischer Kitas ausüben. Wegen der hohen Nachfrage konnten sich diesmal keine kommunalen Einrichtungen beteiligen. Einige Bürgermeister hätten viel Geld geboten, damit ihr Kindergarten in das Programm mit aufgenommen werde, so Deckert. Wer sich nicht beteiligt habe, müsse keine Sanktionen befürchten, „doch ich bin mir sicher, dass sie sich später wünschen, sie hätten daran teilgenommen. Es kann nicht gut sein, im eigenen Saft zu schwimmen, während sich die anderen austauschen.“ Das taten die anwesenden Erzieherinnen sogleich im Anschluss an den Gottesdienst. Bei Wein und Gebäck standen sie noch viele Stunden mit ihren Qualitäts-Zertifikaten in der Hand beieinander und freuten sich über den Erfolg.