Der Wortlaut des Gebetsgedenkens:
Im Gebet der Vereinten Nationen heißt es:
„… An uns liegt es, daraus (aus dieser Erde) einen Planeten zu machen,
dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden,
nicht von Hunger und Furcht gequält,
nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung.
Gib uns Mut und die Voraussicht,
schon heute mit diesem Werk zu beginnen,
damit unsere Kinder und Kindeskinder einst mit Stolz den Namen Mensch tragen.“
„Mit Stolz den Namen Mensch tragen!“
Es geht grundsätzlich um die Menschlichkeit
– hier und an jedem Ort, wo wir leben und wirken!
Gerade die Menschlichkeit ist heute vielfach gefährdet,
ob wir an die unvorstellbaren Grausamkeiten denken,
mit der in den derzeitigen Kriegen rings um die Erde gekämpft wird
oder an die vielfachen Formen von Fremdenfeindlichkeit
oder die Geringschätzung für schwache, gebrechliche, alte Menschen,
für Menschen mit Behinderungen
oder ganz einfach nur an rücksichtloses Verhalten etwa im Straßenverkehr.
Braucht es erst die Erinnerungskreuze und brennenden Kerzen am Straßenrand,
um auf die Sinnlosigkeit von Raserei aufmerksam zu machen,
oder ein so beeindruckendes Denkmal – wie hier in Maria Bildhausen,
um nachdenklich zu werden darüber, wozu Menschen fähig sind,
nachdenklich zu werden über den Wert und die Würde eines jeden Menschen?
Die Bilder, die wir täglich in den Nachrichtensendungen vor Augen haben, führen dazu,
dass wir momentan erschrecken.
Es gibt aber auch Menschen, die dadurch bewegt werden,
bewusst um Frieden zu beten
und sich für verfolgte Menschen einsetzen.
Beeindruckt von Bildern, die uns zumeist durch die Medien nahekommen,
beten wir um Frieden – zumeist dann, wenn der Friede stark gefährdet ist
und wir selbst davon bedroht werden könnten.
Dabei überhören wir oft weitere lebenswichtige Anliegen außerhalb unseres Blickfeldes.
Deswegen ist es notwendig – gerade an einem Ort wie hier in Maria Bildhausen –
z.B. an die Bitte von Papst Franziskus zu erinnern, der im vergangenen Monat,
also im Dezember 2023, die Gläubigen in aller Welt eingeladen hat,
auf Menschen mit Behinderungen zu achten und für sie zu beten:
„Zu den Schwächsten unter uns gehören die Menschen mit Behinderung.
Manche von ihnen leiden unter Ablehnung,
die auf Unwissenheit beruht, die auf Vorurteilen beruht,
was sie an den Rand der Gesellschaft drängt.“
Der Papst ruft dazu auf,
Menschen mit Behinderungen müsse Zugang zu Bildung, Beschäftigung
und zu Orten verschafft werden, an denen sie kreativ sein können.
Seine Botschaft zielt aber auch auf die Herzen und die Mentalität der Menschen ab:
„Vor allem aber brauchen wir große Herzen, die bereit sind zu begleiten!
Wir müssen etwas an unserer Mentalität ändern,
um offen zu sein für die Beiträge und Talente dieser anders begabten Menschen,
sowohl in der Gesellschaft als auch im Leben der Kirche.“
Franziskus sagt:
Wir sollten aufhören, über „sie“ zu reden, und anfangen, von „uns“ zu sprechen.
Eine barrierefreie Einrichtung zu schaffen,
bedeute also mehr als nur physische Barrieren zu beseitigen, so der Papst.
Dieses beeindruckende Mahnmal hier in Maria Bildhausen
erinnert an die in grausame Tat umgesetzte Ideologie von wertem und unwertem Leben,
erinnert an die wahnsinnige Idee, eine Welt ohne Behinderung, ohne Leid zu schaffen,
indem Behinderte aus der Welt geschafft werden.
Dadurch ist die Welt aber nicht menschlicher, lebendiger geworden,
sondern grausam und tödlich.
Deshalb ist unser Zusammensein heute hier ein wichtiges Zeichen,
das nachdenklich machen kann
und von dem aus ein Impuls für das Leben, für den Frieden
und zur Zufriedenheit aller Menschen ausgeht.
Deshalb möchte ich einladen,
ganz bewusst an dieser Stätte, das Gebet zu sprechen, das Jesus uns ans Herz gelegt hat:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsre Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.
Ich möchte schließen mit dem Friedensgebet von Coventry:
Du, Gott des Friedens,
führe mich vom Tod ins Leben,
aus dem Trug in die Wahrheit.
Führe mich aus Verzweiflung in die Hoffnung,
aus Angst in Vertrauen.
Führe mich vom Hass zur Liebe,
vom Krieg zum Frieden.
Lass Frieden unser Herz erfüllen,
unsere Erde und das All.
Der Segen Gottes begleite uns bestärke uns,
uns für das Leben einzusetzen und für den Frieden zu arbeiten:
Der allmächtige Gott gewähre uns Segen und Heil;
er offenbare euch die Wege seiner Weisheit. Amen.
Er stärke euren Glauben durch sein Wort
und schenke euch die Gnade nach seinen Geboten zu leben,
damit in allem sein Wille geschehe. Amen.
Er lenke eure Schritte auf den Weg des Friedens,
er mache euch beharrlich im Guten und vollende euch in der Liebe. Amen.
Das gewähre euch und allen, die euch anvertraut sind,
der allmächtige und barmherzige Gott
+ der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
Gehet hin in Frieden!
Dank, sei Gott, dem Herrn!
Domkapitular Clemens Bieber
www.caritas-wuerzburg.de
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