Am 6. Oktober 2014 startete das Projekt „Einführung von Ethikberatung / Ethischer Fallbesprechung in Einrichtungen der Altenhilfe in der Diözese Würzburg“. Doch schnell sei klar geworden, so Projektkoordinator Paul Greubel, dass es um Grundsätzlicheres gehen müsse, um die Implementierung der Ethik in die Arbeit der stationären und ambulanten Altenphilfe. Wie soll man umgehen mit dem Sterbewunsch von Bewohnern? Was ist zu tun, wenn jemand keine Nahrung mehr zu sich nehmen möchte? Was heißt es im Einzelfall, der Patientenautonomie zu entsprechen? Und wer hat die Hoheit, wenn es darum geht, eine Patientenverfügung zu interpretieren?
Reflexionstag und Abschluss in Himmelspforten
Mit einem Fachtag im Würzburger Kloster Himmelspforten wurde die Einführungsphase des Modellprojektes nun abgeschlossen. Acht ambulante und vier stationäre Einrichtungen der Altenhilfe haben sich daran beteiligt. „Ethik braucht Unterbrechung“, sagte Fachbereichsleiter Georg Sperrle und deutete den Tag im ehemaligen Kloster als eine solche. Es brauche die Zeit, aus dem Alltag ausbrechen und nachdenken zu können.
Was hat sich bewegt? Wo stehen wir mit dem Projekt? Wie wollen wir weitergehen? Mit diesen drei Fragestellungen wurde am Vormittag in Arbeitseinheiten Rückblick und Ausblick gehalten. Dr. Ariane Schroeder und Agnes Bachmann von der katholischen Akademie für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen (Regensburg) führten durch die Arbeitseinheit und präsentierten am frühen Nachmittag im Plenum deren vielfältige Ergebnisse.
„Gemeinsam schaffen wir das“
In der großen Runde aus Einrichtungsleitern, Ethikbeauftragten, geschulten Moderatoren für die Umsetzung des Projektes und Fachleuten saßen auch Weihbischof Ulrich Boom und Domkapitular Clemens Bieber. So wurde nochmals deutlich, dass es um ein gemeinsames Projekt von Pastoral und Caritas geht. Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Würzburg, betonte, dass man der Zeit schon voraus sei, „denn während in vielen Einrichtungen des Gesundheitsweisens erst einmal die Ökonomie im Vordergrund steht, ist es bei uns ganz konsequent der Mensch.“ Bieber dankte allen am Projekt Beteiligten: „Die Menschenfreundlichkeit Gottes muss in Wort und Tat bezeugt werden.“
Demografischer Wandel ist Herausforderung
Den Bedürfnissen alter und kranker Menschen gerecht zu werden, sei, angesichts des demografischen Wandels die Herausforderung der Gegenwart und Zukunft, zeigte sich Georg Sperrle vom Fachbereich Gesundheit und Alter sicher und würdigte die gute Zusammenarbeit mit der Regensburger Akademie, der Altenheimseelsorge im Bistum Würzburg und schließlich auch mit den beteiligten Einrichtungen. „Ethik nachhaltig zu verankern, bringt erst einmal viel Arbeit mit sich, wird aber dann zu einer echten Entlastung.“ Sie könne überdies profilbildend wirken, denn „wo Caritas draufsteht, sollte auch Caritas drin sein“.
Ethik fest verankern
Schroeder und Bachmann, die den Prozess von Anfang an fachlich begleitet haben, lobten das Engagement von Diözese und Caritasverband, sich klar hinter dieses Projekt zu stellen. „Nun kommt es darauf an, auch nach dieser Einführungsphase am Ball zu bleiben.“ Als große Herausforderung benannten die Anwesenden Fachleute aus den Einrichtungen die Einbindung von Ärzten und anderen Akteuren in die konkreten Fallbesprechungen. Auch sei die Kommunikation mit Angehörigen manchmal schwierig. Hier brauche es weitere Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung. Für die einzelnen Häuser wolle man die Ethik fest im Qualitätsmanagement verankern, Fort- und Weiterbildungen initiieren und Ethik-Cafés als niederschwellige Angebote gestalten. Das Fortbildungsinstitut der Diözese Würzburg, vertreten durch Dr. Christine Schrappe und der Fachbereich Fortbildung im Diözesancaritasverband, vertreten durch Susanne Thoma, werden an dieser Stelle ihren Beitrag leisten. Die Altenheimseelsorge der Diözese um Wolfgang Zecher und Daniela Becker und der Caritas-Fachbereich Gesundheit und Alter, den Georg Sperrle und Abteilungsleiterin Marlene Hauck in Himmelspforten vertraten, werden die gute Zusammenarbeit im Sinne des Projektes weiter vertiefen.
Zertifikate feierlich überreicht
Weihbischof Ulrich Boom und Domkapitular Clemens Bieber dankten den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren Dienst und übergaben die Zertifikate als Anerkennung der bislang erbrachten Leistungen in und für das Projekt.
Mit einem Gottesdienst fand der arbeitsreiche Tag seinen feierlichen Abschluss. Er machte deutlich, dass ein „Gemeinsam schaffen wir das“ nicht menschlichen Übermut meint, sondern Gott als den Geber aller Gaben und tragenden Grund für die Arbeit am und für die Menschen einschließt.