Vernetzung, strukturelle Förderung und individuelle Mentoring-Beziehungen sind entscheidende Faktoren für den Aufstieg in Führungspositionen, insbesondere für Frauen. Obwohl sich in diesem Bereich in den letzten Jahren schon viel getan hat, sind Frauen in Führungspositionen – gerade auch in der katholischen Kirche – nach wie vor unterrepräsentiert. Daran etwas zu ändern, ist das Ziel des Mentoringprogramms „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“, das der Hildegardis-Verein in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bischofskonferenz, den (Erz-)Diözesen und katholischen Organisationen im Jahr 2016 zum ersten Mal durchführte.
Am diesjährigen Mentoringjahrgang 2024/25 nimmt als eine von insgesamt 31 Mentees auch Kerstin Malterre teil. Sie ist Kita-Fachberaterin im Caritasverband für die Diözese Würzburg e. V. (DiCV) und dort zuständig für die Kindertageseinrichtungen in der Stadt und im Landkreis Aschaffenburg. „Wenn unser Referatsleiter Michael Deckert im Jahr 2026 in den Ruhestand geht, werde ich seine Stelle übernehmen“, nennt Kerstin Malterre einen Grund, warum sie an dem Programm teilnimmt. Sonja Schwab, Abteilungsleiterin Soziale Dienste, hat selbst vor einigen Jahren an dem Programm teilgenommen. Sie habe sie für das Programm vorgeschlagen. Malterre selbst sei von der Idee sofort begeistert gewesen und habe ihre Bereitschaft signalisiert, denn das Programm sei eine hervorragende Vorbereitung für die anstehenden Aufgaben als neue Referatsleiterin.
Match zwischen Mentee und Mentorin
Während des einjährigen Kurses werden die Mentees – so werden die Frauen, die am Programm teilnehmen, genannt – von Mentorinnen oder Mentoren begleitet. Für Kerstin Malterre übernimmt diese verantwortungsvolle Aufgabe Anja Sauerer, Geschäftsführerin und Gesamtleiterin des Antonia-Werr-Zentrums in St. Ludwig. Bei der Auswahl der Mentorinnen und Mentoren werde darauf geachtet, dass sie nicht aus dem eigenen System, in Malterres Fall also aus dem Kita-Bereich kommen, damit aber gewisse Berührungspunkte haben, erklärt sie auf Nachfrage. „Frau Sauerer und ich kannten uns im Vorfeld nicht. Beim ersten Kennenlernen hat es zwischen uns aber direkt gematcht“, erzählt die künftige Führungskraft erfreut. Nach der Zusage zur Teilnahme am Mentorenprogramm und der Zusage von Anja Sauerer stand dem Start in das Programm nichts mehr im Weg.
Am ersten Auftaktseminar im Augustinerkloster in Erfurt nahmen im Juni zwölf Mentees und ihre Mentorinnen und Mentoren teil – unter ihnen auch Kerstin Malterre und Anja Sauerer. Gemeinsam bereiteten sie sich auf ihre künftigen Schritte vor. „Da mein berufliches Ziel mit der anstehenden Referatsleitung schon klar abgesteckt ist, haben sich meine Mentorin und ich hauptsächlich auf meine persönlichen Ziele im Lauf des Mentorings verständigt“, berichtet Malterre im Nachgang der Auftaktveranstaltung. Anders als bei anderen Führungskräfteseminaren gehe es bei diesem Mentoringprogramm nämlich nicht um die Vermittlung von möglichst viel Wissen, sondern in erster Linie darum, dass die Mentorinnen und Mentoren für ihre Mentees begleitend da sind und diese bei ihrer eigenen Entwicklung und Arbeit unterstützen. Und auch vom und im Austausch mit den anderen Teilnehmerinnen möchte Malterre viel mitnehmen. Zudem schätze sie es sehr, dass das Mentoringprogramm sehr auf Eigenarbeit und Eigeninitiative bedacht sei und die Frauen in der Gruppe schon jetzt in ihrer Weiterentwicklung füreinander da sind. „Wir als Mentee-Gruppe sind in den Tagen in Erfurt sehr schnell zusammengewachsen.“ Sie freue sich sehr auf das, was sie im nächsten Jahr alles dazulerne. Fragt man sie nach ihrem ersten Eindruck zur Auftaktveranstaltung in Erfurt, denkt sie nicht lange nach: „Ich bin total begeistert!“
Und wie geht es weiter?
Auf der Agenda stünden nun regelmäßige Treffen zwischen Mentee und Mentorin im Rhythmus von vier bis sechs Wochen, so Malterre zum weiteren Ablauf des Mentorings. „Unsere Terminkalender sind beide gut gefüllt, aber für die Treffen nehmen wir uns die Zeit“, sagt sie. Und auch mit den anderen Teilnehmerinnen des Mentorenprogramms werde sie im Rahmen von regelmäßigen Treffen in Kleingruppen zu selbst gewählten Themen im Austausch sein. „Ich möchte aus diesem Jahr so viel wie möglich mitnehmen“, sagt sie. Zudem sei im Januar 2025 ein zweites Treffen mit allen anderen Mentees in Berlin geplant. Die Abschlussveranstaltung findet dann im Mai 2025 mit einem Treffen aller Beteiligten in Würzburg statt.
Zum Hintergrund: „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“ zielt darauf ab, Frauen zu ermutigen, eine Führungsposition innerhalb der katholischen Kirche zu übernehmen. Das Programm will darüber hinaus zu einer geschlechtergerechten Personal- und Organisationsentwicklung beitragen, für den Arbeitsplatz Kirche werben und eine nachhaltige Nachwuchssicherung ermöglichen. Seit seinen Anfängen im Jahr 2006 haben 210 Mentees das Mentoringprogramm durchlaufen. Neben den zwölf Tandems, die nun angefangen haben, starten im September 19 weitere Tandems in das Mentoringprogramm 2024/2025. In der gesamten Gruppe des diesjährigen Jahrgangs gibt es 31 Mentees.
Theresa Hepp