Liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter im Dienst der „caritas“!
„Runderneuern“ – im Wörterbuch finden sich dafür als Synonyme zum Beispiel Autoreifen, die dadurch Profil erhalten, um Bodenhaftung zu bekommen und das Fortkommen zu ermöglichen, oder Generalüberholung oder Modellpflege oder optische Verjüngungskur usw.
„Grunderneuern“ – so überschreibt Paul Weismantel die Gedanken in seinem Begleiter durch Tage der Fastenzeit. Die Vorbereitung auf Ostern, das Fest des Lebens, will mehr bewirken als nur eine oberflächliche Betrachtung des Lebens oder – wie das Wörterbuch schreibt – ein Facelifting.
„Aufblühen“ – so der Titel des Gemäldes von Jürgen Lenssen. Die Tage der Fastenzeit sind eine Chance, die Grundlage unseres Lebens, unseres Zusammenlebens und unseres Wirkens neu zu entdecken. Es geht um mehr als nur um körperliche Erholung, es geht um Rekreation. Die kommenden sieben Wochen sind eine Chance, die schöpferischen Kräfte unseres Lebens zu stärken. Die Lebensbotschaft Gottes, die – wie im Gemälde zu sehen – vom Himmel unseren Alltag erhellt, will uns inspirieren. Die Wegweisung Gottes begleitet uns und führt uns hin zum Osterfest. So können wir im besten Sinne des Wortes aufleben. Gott macht alles neu. Ich wünsche uns, dass wir die Chance nutzen und innerlich „grunderneuert“ werden und „aufblühen“.
Danke für Ihren Dienst, Menschen zu begleiten, zu bestärken und so Zeugnis zu geben für Gott, der das Leben will.
Eine gesegnete Zeit der Vorbereitung auf das Fest des Lebens wünscht von Herzen.
Mit frohen Grüßen
Clemens Bieber
Domkapitular, Vorsitzender
Eine Kirche mit Weite
Eine Kirche mit Weite kann sehr fest im Glauben stehen, aber nicht mit einer Arroganz auftreten, die jeden Dialog verunmöglicht, weil keine Lernbereitschaft da ist.
Eine Kirche mit Weite hat selbstverständlich auch eine gewisse kirchengeschichtliche Demut. Man muss eben um die Defizite der eigenen Vergangenheit wissen, dann wird man auch mit einer gewissen Bescheidenheit auftreten.
Eine Kirche mit Weite birgt natürlich auch Risiko – selbstverständlich. Sie braucht immer wieder die Orientierung an der Schrift, am recht verstandenen Dogma, aber sie lebt aus der biblischen Überzeugung, dass der Geist weht, wo er will – die Pfingsttaube hat keine vorgeschriebenen Flugschneisen.
Eine Kirche mit Weite braucht Menschen mit einer selbstständigen Urteilskraft und einem gebildeten, nicht jedoch mit einem gegängelten Gewissen. Es braucht bei aller Wahrung der Offenbarung auch den Mut zu neuer Sprache und neuen Denkwegen. In der theologischen Szene darf es nicht sein wie auf einer Tiroler Alm zu Mittag: Alles liegt und kaut wieder.
+ Reinhold Stecher, 1921 – 2013
Bischof von Innsbruck von 1981 – 1997
Zukunft und Hoffnung willst du uns
und deiner Kirche geben –
wir aber wohnen im Exil der Fremde.
Von dir dort hingepflanzt,
beklagen wir den Verlust unserer Gewohnheiten.
Wie schwer tun sich unsere Augen und Ohren
im Schauen und Hören jenseits unserer Grenzen.
Du wirst nicht müde, deinen Menschen
Prophetinnen und Propheten
in diesen Zeiten zu schicken,
sie sprechen die Wahrheit in unbequemen Worten.
Du wirst nicht müde, deinen Menschen
den Sturm der Zeit um die Ohren wehen zu lassen,
er zwingt, festgefahrene Wege zu verlassen.
Du wirst nicht müde, deine Menschen
an dein Heilswort zur rechten Zeit zu erinnern,
es nimmt nicht das Leid,
doch es schenkt Neuanfang.
Zukunft und Hoffnung schenkst du uns
auf dem steinigen Weg bergab
in die Tiefen unserer Menschlichkeit.
Wo wir einander Gemeinschaft stiften
und uns das Leben gegenseitig erlauben –
dort werden deine Zukunft und Hoffnung
in uns wohnen und uns von allen Grenzen
auf deine Verheißung hin befreien.
Sr. Laura Knäbel MMS