Ganz anders in der Straßenmeisterei Rödelmaier. Der große Baum am Eingang leuchtet in die Nacht hinein, die Fahrzeughallen sind beleuchtet. Dort sind Andreas Barthelmes und Peter Rittweger dabei Verkehrsschilder zu montieren und weitere Arbeiten zu verrichten. Ein Stockwerk höher, ein schriller Alarmton eines Melders - Einsatz für die beiden Rettungskräfte des Roten Kreuzes, die dort "Außendienst" an Heilig Abend schieben. Kurze Zeit später verschwindet der Rettungswagen im Dunkel der regnerischen Nacht. Nur die Blaulichter werfen noch lange ihre Schatten in den wolkenverhangenen Himmel. Währenddessen sitzen die Rehabilitanden in der Klinik Neumühle bei Hollstadt beim Abendessen. Bescherung ist hier später angesagt. Die ist in den verschiedenen Altenheimen im Landkreis schon längst vorbei. In Bad Königshofen zum Beispiel hat die Nachtwache ihren Dienst angetreten. Weihnachtsstimmung? "Es ist ein Abend wie jeder anderer, wir haben unsere Arbeit und den geregelten Dienst."
"Geregelter Dienst," das gilt wohl auch für die katholischen und evangelischen Pfarrer, die sich landkreisweit auf die Weihnachtsgottesdienste vorbereiten. Schon um 15.30 Uhr hat zum Beispiel die evangelische Pfarrerin Tina Mertten in Bad Königshofen den Kindergottesdienst angesetzt, eine halbe Stunde später ist es dann in der katholischen Stadtpfarrkirche so weit. Hier werden Pastoralreferentin Alice Düchs und Pastoralassistent Johannes Krebs mit den Kindern ein Krippenspiel vorstellen. Weitere Gottesdienste sind in den Pfarreien an diesem Abend angesetzt. Arbeit bedeutet das immer auch für die Mesner. In der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen teilen sich Christoph Steinert und Michael Löhr diesen Dienst. Michael Löhr hat die "Christmette" übernommen, das heißt für ihn auch, dass er nicht vor Mitternacht nach Hause kommt. Christoph Steinert ist für die Krippenfeier um 16 Uhr verantwortlich.
Bereits eine Stunde zuvor beginnt der Dienst von Rettungsassistentin Andrea Friedrich-Rückert und Rettungsdiensthelfer Frederik Johannes beim Roten Kreuz Rhön-Grabfeld. Sie sind in der "Außenstelle Rödelmaier". Eine ruhige Schicht wird es nicht werden, auch wenn es zunächst danach aussieht. Im Rettungswagen leuchtet ein kleiner Tannenbaum mit kleinen Kugeln, auf dem Tisch im Aufenthaltsraum der Straßenmeisterei, wo die Beiden mit den Straßenmeistereimitarbeitern den Abend verbringen, stehen Plätzchen auf dem Tisch. Daneben eine elektrische Kerze und eine kleine Krippe aus Glas. Viel davon haben die beiden Rotkreuzler nicht, denn ihre Hilfe wird bei einigen Einsätze an diesem Abend gebraucht. erst kurz vor 23 Uhr sind sie zu Hause. Die beiden Straßenmeister Peter Rittweger und Andreas Barthelmes schieben noch bis 23 Uhr Dienst, dann werden sie von der Nachtschicht abgelöst.
Draußen regnet es leicht, die Temperatur liegt bei fünf Grad. "Wer weiß ob sie in der Rhön noch weiter fällt und wir doch streuen müssen", sagen sie. Weihnachtsstimmung? Na ja, die kann so nicht ganz aufkommen. Das gilt auch im Caritashaus in Bad Neustadt. Dort sind an diesem Heiligabend die Türen für all diejenigen offen, die an Heilig Abend alleine sind. Kuchen und Torten spendiert seit vier Jahren das Cafe Elbert und es gibt private Spender. Helga Leifer, Eva Bergmann, Rita Ziegler, Resi und Günter Schwarz sowie Dieter Schwenkert haben die Bewirtung an diesem Heilig Abend übernommen. Mit dabei ist Michael Alef, der auf dem Akkordeon verschiedene Lieder vorträgt - "nicht unbedingt Weihnachtslieder," lacht er. "Aber die Leute mögen es und wir sind froh, dass Michael Alef dieses Ehrenamt als unser Musiker wieder übernommen hat," fügt Dieter Schwenkert an. Nach Kaffee und Kuchen gibt es noch belegte Brötchen, bevor gegen 20.30 Uhr die letzten Gäste gegangen sind. "Das ist auch ein bißchen Weihnachten für uns, nämlich andere zu bewirten, für sie dazu sein," sagen die Helferinnen und Dieter Schwenkert nickt zustimmend.
Mittlerweile ist es kurz vor 19 Uhr. Im Aufenthaltsraum der Klinik Neumühle bei Hollstadt, Rehabilitationsklinik für Drogenabhängige, werden Schalen mit Plätzchen, Keksen und Weihnachtsgebäck auf die Tische gestellt. In der Ecke leuchtet der geschmückte Christbaum. Während die Rehabilitanden der Klinik langsam eintrudeln, haben zwei "Engel" vor der Türe ein Problem: Ein Flügel ist abgegangen und muss schnell repariert werden. Dann ist Zeit für die Bescherung. Für jeden gibt es einen Weihnachtsstern und ein Päckchen. Einige Zeit später brechen alle zu einer Fackelwanderung hinein in die "Heilige Nacht" auf. Dann ist noch die Möglichkeit gegeben einen Film zu schauen, oder sich zusammen zu setzen. "Heilig Abend in der Klinik eben," sagen sie.
20 Uhr in der Polizeiinspektion Bad Neustadt. Vor einer Viertelstunde war Schichtwechsel. Polizeihauptmeisterin Tina Breitinger, die Polizeioberkommissare Bernhard Kraus, Klaus Herbert, Siegbert Beck und Matthias Schneider, er ist gleichzeitig Dienstgruppenleiter, wissen noch nicht was die Nacht bringt. Weihnachtsstimmung? Na ja, lachen sie, "die hatten wir zuvor zu Hause mit der Familie bei der Bescherung, jetzt ist Dienst angesagt. "Und das mit netten Kollegen," lacht Tina Breitinger. Im Aufenthaltsraum ist ein Weihnachtsbaum, im Dienstzimmer eigentlich keine Weihnachtsstimmung. Schnell holen die Beamten, zumindest für das Foto, einen Adventskranz, Plätzchenschale und einen Christstollen. "Nicht dass sie denken, wir hätten das nicht," meinen sie lachend. Wie die Nacht wird? "Wenn was los ist, dann sicher erst in den späten Abend- oder Morgenstunden, denn Diskotheken und Bars haben erst ab 22 Uhr so richtig Betrieb. Der Polizeibericht am nächsten Tag zeigt dann: Es ist wohl eine ruhige Nacht gewesen. Wenn die einen feiern, das zeigte sich an diesem Abend, haben viele einen ganz normalen Arbeitstag. Oder aber auch einen Tag im Jahr, wie zum Beispiel in den Kirchen, der zusätzlich Nachtarbeit mit sich bringt. Ehrenamtlich, versteht sich.