Seit einigen Jahren wird in der Diözese Innsbruck in Tirol jedes Jahr am Herz-Jesu-Fest der Tag der Herzlichkeit gefeiert. Um den Tag herum gibt es eine Vielzahl von Impulsveranstaltungen im ganzen Land. Menschen werden dazu aufgerufen, sich 24 Stunden für eine Geste der Aufmerksamkeit zu nehmen. Diesem Beispiel folgend fand am 16. Juni 2023 der erste Tag der Herzlichkeit der Caritas in der Diözese Würzburg statt.
Um sich auf den Tag einzustimmen, versammelten sich zunächst Mitarbeitende, Ehemalige, Unterstützer und Freunde der Caritas Unterfranken in der Franziskanerkirche direkt neben dem Caritashaus zur gemeinsamen Messfeier. Domkapitular Clemens Bieber begrüßte die große Schar der Gottesdienstbesucher und kam in seiner Predigt unter anderem auf den eigentlichen Kern des Festtages, nämlich Solidarität und Herzlichkeit mit unseren Mitmenschen zu zeigen, zu sprechen. Die Caritas und ihre Mitarbeiterinnern und Mitarbeiter würden jeden Tag viele Beispiele von gelebter Nächstenliebe liefern. „Die Caritas ist Solidaritätsstifterin in unserer Gesellschaft“, so der Caritasvorsitzende. „Herz haben und Herz zeigen“ sei das Gebot der Stunde, das alle, die der Caritas verbunden sind, schon seit Jahren umsetzen. „Für das Glück der Menschheit ist es wichtiger Menschen mit Herz und der Fähigkeit zur Empathie, zur Einfühlung, zu erziehen, als nur auf rasanten technischen Fortschritt setzen“, zitierte Bieber zudem den Initiator des Tags der Herzlichkeit in Tirol, den früheren Innsbrucker Bischof Reinhold Stecher. Schließlich dankte der Caritasvorsitzende nochmals allen beruflichen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas, den beruflichen und ehrenamtlichen Verantwortlichen in den subsidiären Strukturen und den Freunden und Unterstützern für ihre Bemühungen und sagte: „Wenn der Impuls dieses Tages wirkt und Früchte trägt, dann spüren die Menschen, die bei uns vorbeikommen oder unsere Dienste in Anspruch nehmen, was der hl. Augustinus im 4./5. Jahrhundert an einen Freund schrieb: ‚Porta patet, magis cor‘ – Das Tor, die Tür steht offen, mehr noch das Herz!“
Impuls und Caritas konkret
Nach der gemeinsamen Messfeier lud Domkapitular Clemens Bieber zur Begegnung in das Caritashaus. Hier wartete in der Kantine schon ein zünftiges Bayerisches Frühstück auf die Gäste, das Mitarbeitende von Caritas Don Bosco vorbereitet hatten. Nach dieser schmackhaften Stärkung hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Freunde und Unterstützer der Caritas die Möglichkeit, mehr über verschiedene Einrichtungen der Caritas zu erfahren oder einem Impulsvortrag von Prof. Dr. Dr. Paul Zulehner aus Wien zum Thema „Herzlichkeit in einer herzlosen Welt“ zu lauschen. In seinem Vortrag vertrat Zulehner die These, dass unsere Welt ins Taumeln geraten ist, gerade weil sie herzlos ist. „Herzlos sind brutale Kriege, herzlos ist der Umgang mit der Natur, herzlos ist unsere Haltung der schutzsuchenden MigrantInnen gegenüber“, rief der den Teilnehmern des Impulsvortrags, die sich zahlreich im Seminarraum des Caritashauses versammelt hatten, zu. Weiter stellte er die Frage: „Ist eine Welt ohne Gott eine Welt ohne Herz voll Erbarmen, also unbarmherzig? Ist leidunempfindlich, wer gottvergessen ist? Noch bitterer: rechtfertigen nicht auch Religionen herzlose Gewalt?“ Um dieses Problem zu lösen, lud Zulehner zu einer „kardiologischen Meditation“ und machte den Anwesenden klar, dass es bei all den Problemen doch möglich ist, dass Gott auch der herzlosen Welt ein neues Herz gibt.
Neben dem Impulsvortrag des Wiener Professors hatten die Mitarbeitenden und Gäste auch die Möglichkeit, die vielfältige Arbeit der Caritas konkret erfahren. So unternahm ein Teil der Anwesenden einen alternativen Stadtrundgang zu Orten karitativer Arbeit in der Stadt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer freuten sich, einen Blick hinter die Mauern des Klosters der Erlöserschwestern werfen zu dürfen und das Tun in der Wärmestube kennenzulernen. Eine andere Gruppe besuchte die Fachambulanz für Sexual- und Gewaltstraftäter und wurde dort von dem erfahrenen Team um Leiter Christoph Kohlmann über deren Arbeit informiert. Schließlich hatten die Mitarbeitenden die Möglichkeit, im Rahmen des Projekts „livebooks“ Begegnungen mit Menschen zu erleben, die sich sonst selten so ergeben würden. Mit dem Konzept der „lebendigen Bücherei“ versucht der Förderverein Wärmestube e.V. Vorurteilen etwas entgegenzusetzen und unterschiedliche Lebenswelten auf besondere Art zusammenzubringen.
Ge-Dank-en an Barbara Stamm
Bei einem Frühschoppen, den die Mitarbeitenden, Freunde und Unterstützer der Caritas Unterfranken wegen des sonnigen und warmen Wetters im Innenhof des Caritashauses verbringen konnten, tauschten sich alle über das Erlebte aus. Vielfach hörte man, dass es sehr bereichernd war, auch einmal einen Blick in andere Bereiche der karitativen Arbeit werfen zu dürfen. „Wenn sich die Gelegenheit einmal ergibt und ein wenig mehr Zeit ist, würde ich gerne noch mehr über die Wärmestube erfahren“, sagte beispielsweise eine Teilnehmerin im Anschluss an den alternativen Stadtrundgang.
Um die Mittagszeit schloss sich ein weiterer Höhepunkt des ersten Tags der Herzlichkeit an. Um der im vergangenen Herbst verstorbenen Ehrenvorsitzenden der unterfränkischen Caritas, Barbara Stamm, zu gedenken und um an ihr vielfältiges, energisches und segensreiches Wirken im Sinne der unterfränkischen Caritas zu erinnern, enthüllten Bischof Dr. Franz Jung, Ludwig Stamm und Domkapitular Bieber im Eingangsbereich der Geschäftsstelle ein Bild der Ehrenvorsitzenden (einen ausführlichen Bericht gibt es hier). Auch ein Film, der Barbara Stamm bei ihrem Tun in und um die Caritas zeigte, rührte viele Anwesende zu Tränen. Langanhaltender Applaus und ehrliche Dankesworte an eine besondere Frau leiteten zum nächsten und letzten Programmpunkt des Tages über.
Gemeinsames Beisammensein und leckeres Essen
Den Ausklang des ersten Tags der Herzlichkeit im Caritashaus bildete ein gemeinsames Mittagessen. Mitarbeitende, Gäste, Freunde und Unterstützer der Caritas waren eingeladen, sich aus der großen Auswahl an leckeren Gerichten, die die Metzgerei Hollerbach aus Rimpar zubereitet hatte, zu bedienen und diese in der Kantine oder im Innenhof gemeinsam zu genießen. Für den süßen Abschluss des Tages sorgten Auszubildenden des Caritas-Don Bosco Berufsbildungswerkes im St. Markushofes in Gadheim mit Kaffee und einer großen Auswahl an leckeren Kuchen.
Theresa Siedler