Im September 1985 begann Thomas Kipple als junger Sozialpädagoge seine Arbeit bei der Caritas. „Das war damals eine befristete Arbeitsbeschaffungsmaßnahme“, erinnert sich Kipple, der, wie viele Sozialarbeiter seiner Generation, aus der Erwerbslosigkeit heraus startete. Für wenige Monate sollte er sich um Tamilen kümmern, die dem Bürgerkrieg in Sri Lanka entkommen waren. Aus der ABM von einst sind inzwischen mehr als 37 Dienstjahre geworden. Am Montag, 24. April, wurde Thomas Kipple in den Ruhestand verabschiedet.
Anerkennende Worte fand der Vorsitzende der Caritas, Domkapitular Clemens Bieber, und unterstrich Geduld, Beharrlichkeit und Kontinuität, die Kipple über Jahrzehnte hinweg verkörpert habe. „Sie zeigen, was stabilitas loci bedeutet“, so Bieber. „Sie haben immer im Sinne der Caritas und der ihr anvertrauten Menschen gearbeitet, Verantwortung übernommen und nach außen gezeigt, dass die Caritas auch im Bereich Migration und Asyl ein zuverlässiger Partner für Politik und Gesellschaft ist.“ Bieber erinnerte an die großen Herausforderungen der Jahre 2015/16. „Spät abends kamen die Busse mit den Leuten aus Syrien, und Sie haben alles in Bewegung gesetzt im großen Netzwerk der Caritas, damit die Menschen ankommen konnten und zumindest einen heißen Tee und einen Imbiss bekamen.“ In Anerkennung seiner Verdienste erhielt Kipple das Ehrenzeichen des Deutschen Caritasverbandes in Gold.
„Ich würd’s wieder genauso machen!“, meinte Thomas Kipple rückblickend. Die Caritas sei für ihn Heimat gewesen, deshalb habe er sich gerne und mit Herzblut eingebracht. „Rückhalt war mir in den Jahren auch meine Familie.“ Er sei seiner Frau sehr dankbar, die sich viel um die vier Kinder gekümmert habe. Nun sei es an ihm, sich wieder mehr einzubringen. „Von meinen Eltern habe ich früh gelernt, zufrieden zu sein, mit dem, was ich habe. Dafür bin ich bis heute dankbar.“ Den Engagierten in Kirche und Caritas gab der erfahrene Flüchtlings- und Migrationsberater mit auf den Weg, Behörden und gewählten Volksvertretern etwas im positiven Sinne zuzutrauen. „Wenn zwischen den Institutionen und Menschen nur noch Argwohn herrscht, ist das das Ende des Gemeinwesens.“
„Ich freue mich auf meine Familie, die Enkelkinder, gute Bücher, guten Wein und den Garten“, verabschiedete sich Thomas Kipple nach mehr als 37 Jahren. „Ich gehe, wie man so sagt, mit einem lachenden und einem weinenden Auge.“
Sebastian Schoknecht