Nach achtjähriger Planungs- und Umbauzeit wurde am Weißen Sonntag, dem 24. April, die Schweinfurter Kirche St. Anton mit der feierlichen Altarweihe erneut ihrer Bestimmung übergeben. „Der Altar, um den wir uns versammeln, ist der Mittelpunkt dieser Kirche und des gesamten pastoral-caritativen Zentrums casa Vielfalt“, so Würzburgs Bischof Dr. Franz Jung.
Neben dem Bischof standen Stadtpfarrer Joachim Morgenroth, Domkapitular Clemens Bieber, Pfarrer Bernhard Spieß und die Diakone Joachim Werb und Hans-Georg Mager am Altar, begleitet von einer großen Schar an Ministrantinnen und Ministranten. Zahlreiche Riten bestimmten den Verlauf des zweistündigen Pontifikalamtes: Weihwasser wurde eingangs gesegnet, um mit ihm den neuen Gottesdienstraum, Ambo, Altar und die Gläubigen zu besprengen. Unter ihnen auch der evangelische Dekan Oliver Bruckmann, der griechisch-orthodoxe Pfarrer Martinos Petzolt, Architekt Brückner und Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Ein besonderer Gruß des Bischofs galt neben den Verantwortlichen der Caritas den Gläubigen der Gemeinde St. Anton.
Predigt
„Christus ist die Mitte, er wird im Altar repräsentiert“, so Bischof Jung. Mit der Altarweihe habe die katholische Kirche eine ganze Fülle von eindrücklichen Symbolen zu bieten. Weil der Altar Quelle ist, sei er gleich am Beginn des Gottesdienstes mit Weihwasser besprengt worden. Weitere Rituale würden im Verlauf der Feier folgen. In seiner Predigt griff Bischof Franz Jung das Evangelium vom zweifelnden Thomas auf. Er erinnerte an Jesus, der nachösterlich durch verschlossene Türen zu seinen Jüngern gekommen sei. Ein tiefes Bild für das, was im pastoral-caritativen Zentrum casa Vielfalt geschehe, denn kranke und hilfsbedürftige Menschen würden oftmals die Türen ihrer Welt verschließen oder durch ihre Umwelt ausgeschlossen. „Der Herr geht durch verschlossene Türen. Er geht durch alles, was uns von Gott trennt.“ In St. Anton seien Himmel und Erde auf großartige Weise miteinander verbunden, sagte Jung und bezog dies auf die Architektur und das Konzept. Es gehe darum, sich vom Heiligen Geist beleben und den Frieden zusprechen zu lassen. Dafür stehe das Öl, mit dem auch der Altar gesalbt werde. Mit Blick auf Thomas, der darauf gedrängt habe, die Wunden des Auferstanden sehen und berühren zu wollen, verwies der Bischof darauf, „dass die todbringenden Wunden ihren Schrecken verloren haben. Erlösung ist möglich, und Erlösung ist wirklich.“ Der Mensch müsse seine Wunden nicht verstecken; er müsse sie annehmen. „Wir können aus dem Glauben heraus unser Leben neu gestalten.“ Für die fünf Wundmale Jesu stünden symbolisch fünf Flammen, die auf dem Altar entzündet würden, so der Bischof. „Die Wunden haben ihre todbringende Kraft verloren.“ So wie Thomas acht Tage nach Ostern den Auferstanden in die Hände bekommen habe, so sei es nun die Eucharistie, die uns Christus am Altar vergegenwärtige.
„Es ist großartig, dass in diesem Haus Caritas und Liturgie zusammen sind“, unterstrich Bischof Jung. Die Kirche will es mit Menschen zu tun haben, mit ihren Wunden und Verwundungen. „Wir berühren heute die Wunden Christi im Leid der Armen, im Leid der Suchtkranken, im Leid der Flüchtlinge.“ Die Kirche wolle neues Leben ermöglichen. Es gehe darum, Schwellen zu überschreiten und, wie es Papst Franziskus gesagt habe, an die Ränder zu gehen.
Feierliche Altarweihe
Höhepunkt des festlichen Gottesdienstes war die Altarweihe. In einem ersten Akt erhielt der Altar, gestaltet als steinerner Zylinder, die Reliquien der Heiligen Clemens und Burkard und des Seligen Liborius Wagner. Sie wurden in einer vorbereiteten Öffnung beigesetzt und mögen an das Vorbild der Heiligen erinnern und an die Tradition, in der Christinnen und Christen ihre Leben vor Gott führen und gestalten. Fünf Kreuze aus geweihtem Öl wurden auf die polierte Platte gezeichnet und durch den Bischof salbend auf dem Stein verstrichen. In Erinnerung an die Funktion des Altars als Opferstein wurde anschließend an fünf Stellen Weihrauch entflammt und die Bitte geäußert, dass auch die Gebete der Gläubigen zu Gott aufsteigen mögen wie der duftende Weihrauch. Zugleich stehen die Flammen für die fünf Wunden Jesu. Auf das Weihgebet folgte die Vorbereitung des neuen Altars mit Altartuch, Leuchtern und weiteren liturgischen Gegenständen für die erste Eucharistiefeier in der umgebauten Kirche St. Anton.
Grußworte
Architekt Christian Brückner verwies auf die Sehnsucht des Menschen nach ansprechenden, nach sakralen Räumen, um zu sich selbst und zu Gott kommen zu können. Brückner dankte allen, die zum Gelingen des neuen Kirchenraumes und des gesamten Zentrums casa Vielfalt ihren Beitrag geleistet haben. Namentlich erwähnte der leitende Architekt Kirchenpfleger Ottmar Prell. „Ohne dieses ehrenamtliche Engagement wäre es nicht gegangen.“
Oberbürgermeister Sebastian Remelé, selbst praktizierender Katholik in der Gemeinde St. Anton, dankte der Kirchenstiftung und dem Bischöflichen Stuhl für die Möglichkeit des Großprojektes in finanziell angespannten Zeiten. „Dieser Kirchenraum ist ein Meisterwerk“, so Remelé. Der Oberbürgermeister wünsche sich, dass vom casa Vielfalt neue Impulse in die Stadt ausgehen mögen. „Ich wünsche uns Impulse lebendigen Glaubens, die zeigen, dass St. Anton eine Kraftquelle für die Menschen ist.“
Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes, stellte seine Gedanken unter das Leitwort: „Der Weg der Kirche ist der Mensch“. St. Anton sei mit seinen vielen Angeboten ein Zeichen der Sendung. Die Kirche mit ihrem Altar sei das Zentrum. „Ich bin mir sicher, dass auch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem casa Vielfalt diesen Raum aufsuchen werden, um Gottes Nähe für ihre Arbeit zu spüren und neue Kraft zu empfangen.“
Für die Gemeinde dankte der zuständige Diakon Joachim Werb allen, „die zum Gelingen des großen Projektes und des festlichen Gottesdienstes beigetragen haben.“ Anerkennung und Applaus erhielten die Musiker des Bläserquintetts „Wanderblech“, Kantorin Dagmar Aberle und Regionalkontor Rainer Aberle für die musikalische Gestaltung des Pontifikalamtes.
Segnung aller Räume im casa Vielfalt
Wie vielfältig das pastoral-caritative Zentrum und seine Angebote für die Menschen ist, wurde Bischof Franz Jung bei einem Rundgang durch alle Bereiche des weitläufigen Hauses deutlich. Der Rundgang mit Segnung führte durch die Räume der Caritas und der Malteser, durch das neue Integrations-Café, den Pfarrsaal, die Frühförderstelle und schulvorbereitenden Einrichtung (SVE) der Caritas-Schulen gGmbH bis in den Kindergarten St. Anton. Bischof Jung würdigte die Räume als ansprechend und sehr gelungen. In direkter Nachbarschaft befänden sich zwei wichtige Caritas-Einrichtungen der stationären Altenhilfe, sagte Domkapitular Clemens Bieber und zeigte dem Bischof das Marienstift und das Haus Maria Frieden.
„Ich wünsche mir sehr, dass hier mein Anliegen, Caritas und Pastoral noch besser miteinander zu vernetzen, mit Leben gefüllt wird“, unterstrich Würzburgs Bischof. Nach dem Haus St. Bruno in Haßfurt und dem Matthias-Ehrenfried-Haus in Würzburg sei das casa Vielfalt einer der Leuchttürme im Bistum, die den gemeinsamen Weg von Kirche und ihrer Caritas weisen mögen.
Sebastian Schoknecht