Aschaffenburg: „Integration beginnt im Kopf. Für ein besseres Zusammenleben von Deutschen und Zuwanderern.“ Unter diesem bundesweiten Jahresthema der Caritas stand der diesjährige Vinzenztag der Caritas im Aschaffenburger Martinushaus. Vor über 150 Gästen aus Politik und Kirche zeichneten Domkapitular Dietrich Seidel und Landtagsvizepräsidentin Barbara Stamm Schulprojekte aus, die sich um den neuen Vinzenzpreis der Caritas beworben hatten.
Unterfränkische Schulen bzw. Schulklassen waren in diesem Wettbewerb aufgefordert worden, Integrationsprojekte an ihrer Schule zu beschreiben oder sich mit Schwierigkeiten bzw. der Notwendigkeit von Integration auseinander zu setzen. Eine Jury aus Pädagogen und Caritasmitarbeitern wählte vier Beiträge aus. Den mit 1.500 Euro dotierten Hauptpreis bekam die Ganztagsklasse 8c der Albert-Schweitzer-Hauptschule in Schweinfurt, die im vergangenen Schuljahr die „AG Bitte Danke“ organisiert hatte. Aus der Idee, einen Benimm-Katalog aufzustellen, war eine Integrationsgeschichte entstanden. Als Fotoroman hatte die Klasse die Geschichte damals in einer Auflage von 3.000 Stück verteilt. Lebensnah beschrieben sie Integrationsschwierigkeiten einer neuen Mitschülerin aus der Ukraine. Das laut bejubelte Preisgeld wollen sie in einen Vorbereitungskurs für ihren qualifizierten Hauptschulabschluss investieren.
Den zweiten Preis mit 500 Euro bekam die Kolpingschule Aschaffenburg für „Inka“ (Integration durch Kooperation), nach Meinung der Jury Projekte mit Langzeitwirkung. Seit zwei Jahren organisiert die Schule (außer-)schulische Aktivitäten zur Integration ausländischer Mitschüler. Eltern und Institutionen werden einbezogen, die Kinder müssen sich aktiv beteiligen. Im Kontakt mit deutschen Kindern lernen sie viele Varianten unserer Gesellschaft kennen.
Förderpreise mit je 200 Euro gab es für Beiträge aus Würzburg und Zellingen. An der Würzburger Adalbert-Stifter-Grundschule kümmern sich ehrenamtliche Lesebegleiter - überwiegend ehemalige Lehrkräfte - um die Sprachförderung deutscher und vor allem ausländischer Kinder. Die vierten Klassen der Grundschule Zellingen bekamen 200 Euro für eine Projektplanung im Religionsunterricht, mit der sich Kinder verschiedener Nationalitäten ihre Kultur näher bringen.
Anforderungen an Politik und Caritas
Vor der Preisverleihung referierte Prof. Georg Cremer, Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes (DCV), über Anforderungen an Politik und Caritas. Der DCV begrüße es sehr, dass sich die Bundesregierung verstärkt mit der Integration beschäftige. Cremer sprach sich gegen Kettenduldungen aus. Er forderte ein Gesamtintegrationskonzept mit umfassender Teilhabe der Zugewanderten an zentralen gesellschaftlichen Bereichen. Da in Kindergarten und Schule grundlegende Werte und soziale Regeln des Zusammenlebens vermittelt werden, müsse dort mehr interkulturell geschultes Personal beschäftigt werden. In der (vor-)schulischen Sprachförderung liege ein Grundstein für erfolgreiche Integration. Unzufrieden zeigte sich Cremer mit der rechtlichen Situation der bis zu einer Million illegal in Deutschland lebenden Migranten. Sie haben zwar einen Anspruch auf medizinische Versorgung, doch bei Inanspruchnahme droht ihnen die Abschiebung. Daher nehmen sie oft keine Hilfe in Anspruch, verschleppen Krankheiten und verstärken chronische Krankheitsbilder. Ähnliche Probleme gibt es beim Schulbesuch. In einigen Bundesländern sind Kinder statusloser Eltern vom Schulbesuch ausgeschlossen. Solche Migranten melden daher ihre Kinder nicht zur Schule an, womit ihnen auch jede spätere Ausbildung verwehrt bleibt. Die Integration in den Arbeitsmarkt sei aber gerade bei Migranten wichtig, denn hier liege die Armutsquote und die Zahl der Schulabbrecher besonders hoch.