Weibliche Genitalbeschneidung (englisch: Female Genital Mutilation_Cutting, kurz FGM_C) ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die schmerzhafte und traumatische Prozedur ist oft mit lebenslangen Qualen für die Betroffenen verbunden. In Deutschland gilt der Eingriff als schwere Körperverletzung, er ist gesetzlich verboten. „Weibliche Genitalbeschneidung ist aufgrund von Zuwanderung und Flucht längst auch bei uns zum Thema geworden“, sagt die zuständige Referentin Julia Seeber, „spezialisierte Anlaufstellen für Betroffene sind im Raum Würzburg aber die Ausnahme.“ IN VIA Würzburg möchte hier eine Lücke in der Begleitung und Information schließen – und fährt daher mehrgleisig. „Wir sehen uns einerseits als klassische Beratungsstelle für die Frauen“, so Seeber, „andererseits sind wir aber auch für Fachkräfte anderer Einrichtungen da, die mit potentiell betroffenen Frauen, Eltern und Mädchen ins Gespräch kommen können und Informationen zu FGM_C benötigen.“ Dazu zählt sie beispielsweise Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrkräfte, Hebammen oder Mitarbeitende in der Schwangerenberatung. Geplant sind außerdem Informations- und Austauschtreffen für Frauen aus Prävalenzländern in Gemeinschaftsunterkünften für Asylbewerberinnen und Asylbewerber, „wir möchten auch in den Communities präsent sein.“ Die unterschiedlichen Formen von Beratung brauche es, um den Bedarf ganzheitlich und passgenau decken zu können.
Bereits seit einigen Jahren beschäftigt sich IN VIA Bayern, die Vertretung des Frauenfachverbandes auf Landesebene, mit dem Thema und bietet bayernweit entsprechende Fortbildungsangebote an. „Wir müssen ein noch stärkeres gesellschaftliches Bewusstsein für dieses Problem schaffen“, fordert Landesvorsitzende Adelheid Utters-Adam aus Anlass des Internationalen Frauentages am Freitag, 8. März: „Präventionsarbeit ist immens wichtig.“ Dass es bei IN VIA Würzburg nun eine eigene Anlaufstelle für die Frauen, ihr Umfeld und Ansprechpartnerinnen und -partner aus anderen Verbänden gibt, sei ein weiterer Fortschritt zur Bekämpfung von FGM_C: „Hier wird Wissen gebündelt. Das macht es leichter, Betroffene vor Ort kompetent zu unterstützen und Gefährdete zu schützen.“
Oft ein Tabu-Thema
Über FGM_C und ihr eigenes Schicksal zu sprechen, ist für viele Frauen nicht leicht. „Das ist oft ein Tabu-Thema, obwohl sie vielleicht selbst massiv unter den Folgen leiden“, weiß Julia Seeber aus Erfahrung. Die Beratungsstelle von IN VIA Würzburg will daher „Räume öffnen für vertrauensvolle Gespräche auf Augenhöhe und die Frauen ermutigen, zu reden.“
Die Probleme rund um FGM_C sind vielfältig: Da kann es um Schwangerschaft und Geburt genauso gehen wie um Sexualität oder Kindesschutz. Oder um die Bedetung einer erlittenen Beschneidung im Asylrecht. Um die Beratung möglichst niedrigschwellig zu gestalten, arbeitet IN VIA, ein Fachverband im Diözesan-Caritasverband, mit einem Peer-to-Peer Konzept. So können zumindest teilweise die Beratungen in der Muttersprache angeboten werden.
IN VIA Würzburg
Zum Hintergrund: IN VIA Würzburg ist in der Region gut vernetzt – und kann so seinen Klientinnen beispielsweise den passenden Kontakt zu medizinischen und psychosozialen Hilfen vermitteln. Regelmäßig lädt der Frauenverband zum „Runden Tisch“ in Würzburg: Mit dabei sind Vertreterinnen und Vertreter aus ganz verschiedenen Fachbereichen und Institutionen.
Sowohl IN VIA Würzburg wie auch der Landesverband IN VIA Bayern sind Partner im Netzwerk von Pilotprojekten, die vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales zur Bekämpfung von FGM_C gefördert werden.