Laut Schätzungen des Robert Koch-Instituts erleben in Deutschland jedes Jahr etwa 50.000 Kinder unter 18 Jahren, dass ein Elternteil an Krebs erkrankt. Diese Situation führt bei allen Familienmitgliedern zu einer erhöhten psychischen Belastung und einer im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung höheren Rate an psychischen Erkrankungen. Vor allem die Belastungen der Kinder und Jugendlichen würden häufig unterschätzt, zeigen Studien. Das Projekt „Familienlotse“ möchte diesem Umstand entgegenwirken. Durch die Entwicklung und Etablierung eines Familienlotsenprogramms soll Aufklärung und Information bereits zu Beginn einer Behandlung erfolgen, um einen möglichst niederschwelligen Zugang zu einem Unterstützungsnetzwerk für Familien zu erhalten.
Für dieses Engagement wurde nun das Projekt „Familienlotse“ im Rahmen der Verleihung der Förderpreise der Stiftung „Forschung hilft“ mit dem Barbara-Stamm-Gedächtnispreis ausgezeichnet. Stamm selbst war bis zu ihrem Tod 2022 Ehrenpräsidentin von „Forschung hilft“. Der Sonderpreis, der in diesem Jahr von der Caritasstiftung Würzburg mit 5.000 Euro dotiert ist, zeichnete ein vom Lehrstuhl für Integrierte Psychosomatische Medizin an der Medizinischen Klinik II und von der Frauenklinik des UKW initiiertes Projekt aus, dass sich an Angehörige von Krebspatienten wendet. Es nimmt vor allem Kinder in den Blick, wenn ein Elternteil an Krebs erkrankt. Ziel sei, psychische Belastungen zu reduzieren und Resilienz zu stärken, um damit die Gesundheit und Lebensqualität der Kinder zu verbessern, sagte Würzburgs Bischof Dr. Franz Jung in seiner Laudatio. „Mit seinem aufsuchenden Charakter nimmt das Projekt ‚Familienlotse‘ daher eine Vorreiterrolle für einen dringend benötigten Kulturwandel in der medizinischen Versorgung ein“, so der Bischof. Er überreichte gemeinsam mit Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Würzburg e. V., den Sonderpreis an das Projektteam um Prof. Dr. Achim Wöckel und Prof. Dr. Imad Maatouk vom Universitätsklinikum Würzburg (UKW).
Zum Hintergrund: Die Stiftung „Forschung hilft“ hat es sich zum Ziel gesetzt, die Krebsforschung an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und die Unterstützung von betroffenen Patienten zu fördern. Zu diesem Zweck trägt „Forschung hilft“ seit sieben Jahren Spendengelder zusammen, um damit möglichst viele hoffnungsvolle onkologische Forschungsprojekte zu unterstützen. Höhepunkt jedes Stiftungsjahres ist die feierliche Förderpreisverleihung. Bei der Preisverleihung, die in diesem Jahr am 29. November 2024 unter der Schirmherrschaft von Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach stattfand, zeichnete die Stiftung neben dem mit dem Barbara-Stamm-Gedächtnispreis ausgezeichneten Projekt 19 weitere wissenschaftliche Projekte am Uniklinikum Würzburg mit insgesamt 221.000 Euro aus.
Theresa Hepp