Gerade in Zeiten, in denen demokratiefeindliche Tendenzen immer stärker werden, braucht es eine starke Demokratie, die insbesondere auch von jungen Menschen mitgestaltet wird. Dass das im Antonia-Werr-Zentrum in St. Ludwig gelebt und gelehrt wird, machte der Projekttag, der am 20. März 2025 in der Einrichtung für traumatisierte Mädchen und junge Frauen stattfand, deutlich.
Aktiv am Schul-Aktionstag mitwirken
Zweimal im Jahr führt das Antonia-Werr-Zentrum themenspezifische Projekttage für seine Schülerinnen durch – einmal in zeitlicher Nähe zum Weltfrauentag im März und einmal in Gedenken an Antonia Werr, die Gründerin der Einrichtung. Anlässlich des Josefstages, der in jedem Jahr am 19. März begangen wird, befassten sich die Mädchen und jungen Frauen dieses Mal mit den Lebens- und Zukunftsperspektiven benachteiligter Jugendlicher. Unter dem Motto „Starke Mädchen… starke Frauen… starke Demokratie – Mitbestimmen statt zuschauen: Demokratie in die Hand nehmen!“ näherten sich die Teilnehmerinnen in verschiedenen Workshops dem Thema langsam und vor allem kreativ an. Auch Bischof Dr. Franz Jung war anlässlich des Josefstags in die Einrichtung gekommen, um sich mit den Mädchen und jungen Frauen auszutauschen und selbst aktiv am Schul-Aktionstag mitzuwirken. An die Mainschleife wurde Bischof Jung von Christiane Holtmann, Referentin für Sozialpastoral und Engagementförderung im Diözesan-Caritasverband, Christina Birner, Fachberaterin inklusive Kinder- und Jugendhilfe im DiCV, und Judith Wünn, Diözesanvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), begleitet. Im Rahmen des Heiligen Jahres 2025 rufen sie unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ dazu auf, mittels sozialer Projekte solidarisch zu handeln, Hoffnung zu geben, Begegnungen zu suchen und so den sozial-caritativen Blick ins Bewusstsein der Menschen unserer Gesellschaft zu holen. Der Josefstag im Antonia-Werr-Zentrum sollte den Startpunkt für viele weitere Aktionen in der Diözese bilden, zu denen alle eingeladen sind.
Den Auftakt in einen abwechslungsreichen Projekttag markierte das Zusammenkommen aller Beteiligten in der Aula der Von-Pelkhoven-Schule, die sich auf dem Gelände der Einrichtung befindet. Hier begrüßten Anja Sauerer, Gesamtleiterin des Antonia-Werr-Zentrums, und weitere Lehrkräfte aus dem Schulleitungsteam die rund 50 Schülerinnen und stimmten sie auf den Vormittag ein. Einen ersten Überblick über die umfassenden Angebote, die das Antonia-Werr-Zentrum bietet, bekam Bischof Dr. Franz Jung mittels eines von den Schülerinnen gemeinsam mit einer professionellen Filmerin erstellten Imagefilms, der der Schulfamilie zum ersten Mal präsentiert wurde.
Kreative Kunstwerke zum Thema „Demokratie“
Dann ging es für die Schülerinnen in Kleingruppen in die Workshops, die die Lehrkräfte und pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtung vorbereitet hatten. „Special Guest“ Bischof Dr. Franz Jung, wie die Mädchen und jungen Frauen ihren besonderen Gast nannten, schloss sich einer Gruppe von sechs Schülerinnen an, die sich dem Thema „Demokratie“ gemeinsam mit drei Lehrkräften auf künstlerische Weise annäherten. Dazu hörten sie zunächst die kleine Geschichte „Im Land der Demokratie“, aus der jede Schülerin einen Begriff oder einen Satz, welcher ihr besonders nachdrücklich im Gedächtnis geblieben war, benennen sollte. Zu diesen Begrifflichkeiten gestalteten die Schülerinnen anschließend kreative Kunstwerke auf Leinwänden. Auch Bischof Dr. Franz Jung machte sich mit Filzstiften und Acrylfarben ans Werk. Die fertigen Kunstwerke präsentierten die Schülerinnen, Bischof Jung und Judith Wünn, die ebenfalls an dem Workshop teilgenommen hatte, später in der Aula, wo alle Ergebnisse aus den verschiedenen Workshops zusammengetragen und vorgestellt wurden.
Neben der Möglichkeit, Leinwände zum Thema „Demokratie“ zu gestalten, hatten sich die Lehrkräfte der Von-Pelkhoven-Schule weitere Workshops für ihre Teilnehmerinnen ausgedacht. So gestalteten einige ein Visionboard, auf dem sie ihre Träume, Ziele und Wünsche zu Papier brachten. Andere bedruckten Taschen mit positiv besetzten Demokratiebegriffen, nähten Mäppchen oder beschäftigten sich auf kreative Weise mit der Frauenbewegung in der Weimarer Republik.
Die rund dreistündige gestalterische Schaffenszeit der Schülerinnen nutzte Bischof Dr. Franz Jung außerdem dafür, alle Schülerinnen in ihren Workshops zu besuchen, sich mit ihnen auszutauschen und ins Gespräch zu kommen. Begeistert präsentierten die jungen Mädchen und Frauen ihrem „Special Guest“ dabei ihre entstandenen Werke.
Josefstag und Soziales Miteinander
Die Abschlussrunde mit Präsentation der Ergebnisse aus den Workshops nutzte neben Gesamtleiterin Anja Sauerer auch Bischof Dr. Franz Jung, um sich für den abwechslungsreichen und impulsgebenden Vormittag in St. Ludwig bei den Schülerinnen und Lehrkräften sowie allen Beteiligten zu bedanken. Den Josefstag mit dem Thema „Mädchen und Frauen“ zusammenzubringen, sei auf den ersten Blick gar nicht so leicht. Schaue man aber genauer hin, fällt auf, dass der Heilige Josef Maria und seinen Sohn Jesus angenommen und durch alle Herausforderungen und Gefahren begleitet hat. Als stiller Teilhaber habe er bedingungslos auf die Weissagung aus seinem Traum vertraut und die Situation angenommen. So sei er zum starken Unterstützer der Frauen und der Familie geworden. „Danke für die Einblicke und das kreative Zusammenwirken am heutigen Schul-Aktionstag. Danke an euch, liebe Schülerinnen, an die Lehrkräfte und Schwestern des Antonia-Werr-Zentrums, dass ihr den Schul-Aktionstag auf so wunderbare Weise inhaltlich gefüllt habt“, so der Bischof. Nun freue er sich auf viele weitere sozial-caritative Projekte und Aktionen, die im Heiligen Jahr 2025 in der Diözese noch angestoßen werden.
Jeder ist eingeladen, mitzumachen
Wer sich am Sozialen Miteinander im Heiligen Jahr beteiligen und damit zur Hoffnung für die Menschen und die Welt werden möchte, ist herzlich eingeladen, seine Ideen und Anregungen, Berichte und Erlebnisse unter www.pilgerderhoffnung.bistum-wuerzburg.de zu teilen. Dabei müsse es sich um kein großes Projekt handeln, erklärt Christiane Holtmann. Schon kleine Aktionen wie der seit langem bestehende Vorsatz, ein soziales Ehrenamt zu beginnen, oder eine Jugendgruppe, die sich für das Leben im Ort engagiert, würden ein Zeichen setzen. „Ihr Mittun ist so wertvoll und steckt andere an!“, so Holtmann abschließend.
Theresa Hepp