Die Darsteller kommen auf die Bühne. Die Nervosität schwindet, das Stück beginnt zu leben. Alle sind hochkonzentriert und bei der Sache. „Wir geben jetzt die Verantwortung ab. Es spielt jetzt nur noch das Ensemble“, haben es kurz zuvor noch Julia Erche und Alexander Jansen, die Leiter der Theaterwerkstatt aus dem St. Josefs-Stift angekündigt. Und, um es vorweg zu nehmen, sie mussten sich keine Sorgen machen. Der tosende Applaus am Ende eines gelungenen Abends war ein ganz klares Zeichen: Premiere gelungen!
Fast zwei Jahre lang sprudelten die Ideen für das poetische Maskenspiel in sieben Bildern, allesamt entworfen vom Ensemble der Theaterwerkstatt Eisingen. Die Mitglieder setzten sich mit dem Sonnengesang des Franz von Assisi auseinander, der sich mit der Schöpfung und dem Kreislauf des Lebens beschäftigt. „Die Gedanken, gespeist und getragen von eigenen Erfahrungen, wurden untereinander besprochen und insbesondere auch gezeichnet und gemalt“, so Alexander Jansen. Die poetischen und eindringlichen Zeichnungen bildeten dann die Grundlage für die szenische Improvisation. So entwickelte sich ein „neuer“ Sonnengesang als szenischer Bildereigen, die die Liebe zur Welt und seinen Geschöpfen offenbart und ihren Geheimnissen nachspürt.
Der Bilderreigen beginnt mit der Atemszene, dem Wind, der den Atem in die Welt trägt. Es folgen die Elemente Wasser und Feuer. Danach kommen, gleich der Schöpfungsgeschichte, Tiere und Menschen auf die (Welt-)Bühne. Das sechste Bild beschreibt die Arbeit, die manchmal wie eine Maschine ist. Ein Ausbrechen aus dem Räderwerk bleibt nur Phantasie. Zum Schluss bleibt dann nur der Tod, der Angst macht, aber doch ein Freund ist. So steht am Ende nicht das Sterben, sondern die Hoffnung.
Die Musik, vorgetragen vom Musikensemble des Matthias-Grünewald-Gymnasiums Würzburg unter der Leitung von Barbara Groß, fügt sich über drei Wege zusammen: Unter der Anleitung von Cornelius Hummel entstanden die Improvisationen des Musikensembles. Julia Erche komponierte Stücke zur Szene und arrangierte Werke oder Themen, die ursprünglich von anderen Komponisten stammen. Darüber hinaus musizieren die Schauspielerinnen und Schauspieler, was sie sich selbst ausgedacht haben, um das Team auf der Bühne zu unterstützen. Die Masken der Produktion wurden vom Ensemble (Solo-Masken) sowie von Dorette Jansen (Chormasken) gebaut. Für die zahlreichen tänzerischen Einlagen konnte man auf die Hilfe von Christos Syrmaidis zählen. Schirmherr des Maskenspiels ist Weihbischof Ulrich Boom, der am Ende des Stückes zusammen mit dem Vorsitzenden des St. Josefs-Stift e.V, Werner Scheller, Rosen an alle Beteiligten verschenkte.
Vor der Premiere referierte Prof. Dr. Michael Rosenberger im Burkardushaus in Würzburg über den Sonnengesang „Laudato si“ des Franz von Assisi. Schon im 12. Jahrhundert seien Umweltprobleme ein Thema gewesen. Die Verseuchung der Gewässer durch Färber und Gerber habe die Menschen vor Probleme gestellt. Franz von Assisi habe eine tiefe Verbundenheit zur Natur besessen, die fast schon modern anmute. „Es ist keine Vergöttlichung der Natur, die wir bei ihm finden, sondern ein Lob des Schöpfers in dem, was er geschaffen hat.“ Heute würde die Umwelt, ja die Erde selbst, extrem belastet. „Papst Franziskus mahnt uns daher zur Umkehr“, so Rosenberger.