Würzburg (POW) Es nütze nichts, die eigene Bedeutsamkeit als akademische Theologie immer neu zu beschwören. „Man muss die eigene Relevanz in der Praxis aufweisen, die weit über die Fakultät hinausreichen muss, wenn man die Zeitgenossen und Verantwortungsträger von der Notwendigkeit überzeugen will, dass es die katholische Theologie noch braucht.“ Das hat Bischof Dr. Franz Jung im Gottesdienst bei der Vollversammlung des Katholisch-Theologischen Fakultätentags am Freitagabend, 24. Januar, in der Mutterhauskirche der Erlöserschwestern in Würzburg vor rund 80 Vertretern von katholisch-theologischen Fakultäten aus allen deutschsprachigen Ländern betont.
Anlässlich der Gewalttat im Park Schöntal in Aschaffenburg am vergangenen Mittwoch wurde in den Fürbitten besonders der „Opfer des grausamen Anschlags in Aschaffenburg“ gedacht, aller, die an Leib und Seele verwundet wurden, der Einsatzkräfte vor Ort und aller Menschen, „die auch im Angesicht von Hass und sinnloser Gewalt für Frieden und Versöhnung eintreten“.
In seiner Predigt betrachtete Bischof Jung den heiligen Franz von Sales, dessen Gedenktag am Freitag begangen wurde. Er beschrieb den Heiligen als „lebenspraktisch, anschaulich und missionarisch zugewandt“. Lebenspraktisch, weil er den Menschen helfen wollte, den Glauben in ihrem Alltag zu leben. „Das bedeutet, den Alltag der Menschen zu kennen und den Glauben so reflektiert zu haben, dass man ihn gut in einen Ratschlag umsetzen kann.“ Es bedeute, nicht nur über den Glauben, sondern vom Glauben zu sprechen und Zeuge zu sein. Anschaulich, weil der Heilige in starken, einprägsamen Bildern gesprochen habe: vom geistlichen Blumenstrauß nach der persönlichen Betrachtung oder vom blinden Harfenspieler, der selbstlos vor Gott spielt. „Was bleibt am Ende, das man mitnehmen kann?“ Wenn keiner mehr die Theologensprache verstehe, bleibe nur, auch über die eigene Art der Kommunikation nachzudenken.
Zudem habe Franz von Sales eine Zugewandtheit gezeigt, die die Auseinandersetzung nicht scheute. Er sei aus seiner Bischofsstadt Genf verbannt und dadurch ein Missionsbischof gewesen. Er habe sich mit Andersgläubigen und den staatlichen Autoritäten auseinandersetzen müssen. Auch die Theologie müsse raus aus dem Campus und hinaus in die Welt, um ihre Relevanz als Wissenschaft zu verdeutlichen, die vieles hinterfrage, erklärte der Bischof. Franz von Sales habe dabei nicht den Streit gesucht, sondern die Einsicht in die Schönheit des Glaubens vermitteln wollen. „Es war seine Menschenfreundlichkeit, die begeistert hat“, sagte Bischof Jung. Der Heilige habe sich als Brückenbauer verstanden. „Es geht darum, die Menschen zu gewinnen und ihnen die Schätze des eigenen Glaubens nahezubringen.“
Der Gottesdienst wurde musikalisch gestaltet von Daniel Mattick an der Orgel und Kantorin Katja Neubauer.
sti (POW)
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