Sie ist der Zusammenschluss zahlreicher Dienste und Einrichtungen in den Bereichen ambulante, teilstationäre und stationäre Altenhilfe in der Diözese: die Diözesane Arbeitsgemeinschaft (DiAG) Altenhilfe Würzburg. Das Gremium der Geschäftsführer, Vorstände, Einrichtungsleitungen und Fachleute dient der Vernetzung, dem kollegialen Austausch und der politischen Meinungsbildung sowie Lobbyarbeit. Wie wichtig diese nach wie vor ist, wurde in Impulsen und Diskussionen erneut deutlich.
Geistlicher Impuls
Zur Sitzung begrüßte die Geschäftsführerin der DiAG Altenhilfe Würzburg, Silke Birklein, die Frauen und Männer aus der Altenhilfe am Montagnachmittag, 18. Oktober, im Julius-Döpfner-Saal des Würzburger Burkardushauses am Dom.
In seinem geistlichen Wort erinnerte Domkapitular Clemens Bieber an den Evangelisten Lukas, dessen Festtag auf den 18. Oktober falle. „Lukas zeigt uns einen Jesus, der kein antiker Wunderheiler sein will. Ihm geht es um den Beistand und die Begleitung von Menschen.“ Dies sei auch Grundhaltung für die Altenhilfe. „Wir sind bei den Menschen und haben ein offenes Ohr für ihre Anliegen“, so Bieber. „Uns geht es nicht um Abrechnungsziffern, so wichtig diese auch sein mögen; uns geht es in erster Linie um die Menschen. Und vielleicht hat der ein oder andere Patient dann auch das gute Gefühl: Da stellt mir Gott jemanden an die Seite.“ Oftmals, so der Vorsitzende des Caritasverbandes, komme als Antwort eine tiefe Dankbarkeit der Patientinnen und Patienten zurück.
Blick in die Zukunft
Gerhard Schuhmacher, Vorsitzender der DiAG Altenhilfe, nahm in seinem Impulsvortrag die Anwesenden mit in die Zukunft. Auch weiterhin werde gelten, dass bei der Caritas erst die Wertschätzung und dann die Wertschöpfung komme. „Klar ist, dass sich etwas tun muss, sonst landen wir in der vielbeschworenen humanitären Katastrophe“, so der Fachmann. Schuhmacher plädierte für mehr Entscheidungs- und Gestaltungsspielräume vor Ort. Es könne nicht alles in Berlin oder München entschieden werden. „Wir brauchen einen Innovationsschub. Deutschland hängt in der Digitalisierung weit zurück.“ Der Einsatz moderner Technik diene der Entlastung, werde aber die menschliche Fachkraft nicht ersetzen können. Schuhmacher mahnte, jetzt die Fördermittel zu beantragen, um gut in die Zukunft starten zu können. „Die Gelder sind da, und die brauchen wir, um ganz vorne dabei sein zu können.“
Ideen sind gefragt
Als Gastredner konnte die DiAG Altenhilfe Würzburg Bernhard Seidenath (MdL) gewinnen. Der Fachmann konstatierte: „Wir müssen etwas tun, denn wir stehen vor riesigen Herausforderungen.“ Als große Aufgabe sehe er die Gewinnung von Fach- und Arbeitskräften. „Die Arbeit in der Altenhilfe kann sehr erfüllend sein“, meinte Seidenath. Die große Frage sei, wie sich Menschen für die entsprechenden Berufe begeistern ließen.
Wer pflegende Angehörige entlasten wolle, sei ebenfalls auf mehr Fachkräfte in der Altenhilfe angewiesen. „Wir brauchen mehr Wertschätzung und Entlastung.“ Die Angebote Kurzzeit- und Tagespflege, aber auch Kuren, seien sinnvoll. „Der Freistaat unterstützt vieles mit finanziellen Mitteln.“ Auch das PÜZ, das Pflegeübungszentrum in Mellrichstadt, habe sich als Unterstützung bewährt. „Das müsste es in allen Regierungsbezirken geben, damit Menschen, die plötzlich Angehörige pflegen müssen, dies mit Fachleuten einüben können“, sagte der CSU-Politiker. „Eine große Pflegereform wird die zentrale Aufgabe der neuen Legislaturperiode sein.“ Und da brauche es noch viele gute Ideen.
Seidenath dankt ausdrücklich dem großen Engagement der Caritas im Arbeitsfeld Altenhilfe. „Die Humanität einer Gesellschaft zeigt sich im Umgang mit ihren schwächsten Mitgliedern, und das sind oftmals auch die alten und hochbetagten Menschen.“
Offene Diskussion
Im Anschluss an seinen Vortrag nahm sich Seidenath Zeit für die Diskussion. Als problematisch schätzte etwa Georg Sperrle, Geschäftsführer der Caritas-Einrichtungen gGmbH, das Agieren der Arbeitszeitfirmen ein. „Immer mehr Pflegerinnen und Pfleger werden von diesen Firmen abgeworben und müssen dann zu überzogenen Konditionen von den Einrichtungen eingekauft werden.“ Hier brauche es eine Lösung durch die Politik. Angelika Ochs, Geschäftsführerin der Caritas in Rhön-Grabfeld, appellierte, Konzepte zu entwickeln, damit Betroffene Hilfe aus einer Hand erhielten. Es könne nicht sein, dass Menschen in der Krise immer wieder von A nach B geschickt werden müssten. „Wir hören auch den Wunsch der Pflegebedürftigen nach Schulungen und wünschen uns Angebote für diese Menschen.“
Caritas-Geschäftsführerin Anke Schäflein empfahl, auch ältere Menschen im Blick zu haben, wo es um die Gewinnung von Arbeitskräften geht. Zugleich merkte sie kritisch an: „Wir bilden in unseren Einrichtungen aus; andere ziehen uns dann die Fachkräfte ab.“ Das sei zutiefst ungerecht.
Seidenath sicherte zu, die Anliegen in den Landtag und den Pflege-Ausschuss mitzunehmen. „Es wird, das kann ich schon verraten, eine Kampagne für Um- und Wiedereinsteiger geben.“ Geplant sei Ähnliches wie bei der erfolgreichen Kampagne „Herzwerker“.
Ein echter Herzwerker
Ein Höhepunkt der Zusammenkunft war die Ehrung von Manfred Manger, der über mehr als 40 Jahre ehrenamtlich als 1. Vorsitzender des Caritasvereins St. Matthias, Träger von Kita und Sozialstation, in Gochsheim tätig war. „Sie haben schon alle Ehrungen bekommen, die die Caritas für ein so langes und beherztes Engagement bereithält“, sagte Domkapitular Clemens Bieber. „Wir schenken Ihnen deshalb ein wunderbares Bronzebild des Kölner Künstlers Egino Weinert.“ Das Kunstwerk zeigt den reichen Fischfang. „Die Fischer waren am Ende erfolgreich, weil sie auf Jesus gehört und sich an seiner Weisung ausgerichtet haben“, so Bieber. „Sie, lieber Herr Manger, haben dies ebenfalls getan. Die wichtige und nicht immer leichte Arbeit gelingt, im Hören und Vertrauen auf IHN“. Manger dankte für die Auszeichnung. „Ich sehe die Ehrung aber nicht nur für mich, sondern für viele, mit denen ich gemeinsam unterwegs war in den zurückliegenden Jahrzehnten.“ Den Wein, den Silke Birklein überreichte, werde er mit Frau und Tochter, die ihn stets unterstützt hätten, teilen.
Projekt „plento“
„Wir tun etwas für unsere Arbeitskräfte in der Pflege und für pflegende Angehörige“, stellte Bildungsreferent Michael Biermeier das Projekt „Plento“ vor. Es zeichne sich vor anderen Angeboten der Gesundheitsförderung durch seinen spirituellen Gehalt aus. Wenn es darum gehe, mit dem täglichen Stress besser klarzukommen, spiele die geistliche Dimension eine große Rolle. „Mit dem Kurhotel in Bad Bocklet, das zur Caritas gehört, haben wir einen sehr guten Ort für die Kursangebote“, so Biermeier. Einige Kurse seien zertifiziert und könnten somit über die Krankenkassen bezuschusst werden. „Wir freuen uns, dass der nächste Kurs schon wieder ausgebucht ist.“
Lobbyarbeit für die Altenhilfe
Zugeschaltet aus Berlin berichtete Geschäftsführer Andreas Wedeking über die Arbeit des VKAD (Verband katholische Altenhilfe in Deutschland). „Wir sind mit unserem Büro von Freiburg nach Berlin umgezogen, um dichter an der Politik zu sein und unsere Themen besser lobbyieren zu können“, erläuterte Wedeking. Aus der Fülle der Themen benannte der Fachmann der Caritas die Akademisierung der Pflegeberufe als Ziel, die es voranzutreiben gelte. Kritisch äußerte er sich zur bisherigen Pflegereform. „Wir brauchen eine Reform, die diesen Namen auch wirklich verdient.“ Das sei nun Aufgabe der neuen Regierung, so der Geschäftsführer des Fachverbandes VKAD, dem auch Einrichtungen der unterfränkischen Caritas gehören.
Wahlen zum Vorstand
Alle vier Jahre wird der zehnköpfige Vorstand der DiAG Altenhilfe neu gewählt. Per Akklamation wurden jene Frauen und Männer bestätigt, die sich für weitere vier Jahre zur Verfügung stellen. Nach dem Ausscheiden von Ursula Franz-Marr, Stefan Weber, Roland Metz und Marco Maier aus dem Vorstand wurden vier neue Vorstandsmitglieder gewählt. Dies sind: Astrid Graf (Heidenfeld), Monika Kohl (Lohr), Angelika Schmidt (Haßfurt) und Andrea Weyrauther (Aschaffenburg). Für die ausgeschiedenen Mitglieder gab es zum Dank Wein; für die Neueinsteigerinnen einen ersten kräftigen Applaus.
„Ich danke für die konstruktive und konzentrierte Sitzung“, sagte abschließend Silke Birklein und wünschte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die aus allen Regionen der Diözese angereist waren, einen guten Heimweg.
Sebastian Schoknecht