Dicht an dicht drängten sich die rund 1000 geladenen Gäste des Diözesanempfangs 2023 im Zentralen Seminar- und Hörsaalgebäude Z6 der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Nach einer musikalischen Eröffnung durch das „Audax Saxophonquartett“ begrüßte Bischof Dr. Franz Jung die Teilnehmer sehr herzlich. Er freute sich sichtlich, dass „wir uns nach drei Jahren des gebotenen Abstandhaltends nun wieder in physischer Präsenz versammeln können“, so der Bischof zu Beginn seiner Ansprache. Nachdem er die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter aus Behörden, Institutionen, kirchlichen Einrichtungen und Politik persönlich begrüßt hatte, verwies er zunächst auf das diesjährige Jahresmotto der Diözese Würzburg „Sucht zuerst Gottes Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben“ (Mt 6,33), mit dem er die Zuhörerinnen und Zuhörer im Hörsaal der Universität Würzburg und zuhause vor den Bildschirmen zum eigentlichen Thema des Abends, dem Vortrag von Professorin Dr. Christiane Woopen überleitete.
Professorin Dr. Christiane Woopen: „Wohin wollen wir leben?“
„Wohin wollen wir leben?“, dieser Frage ging Professorin Woopen, Direktorin des Center for Life Ethics an der Universität Bonn, im Lauf ihres Vortrags nach. Zunächst forderte die Professorin die anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörer auf, sich einmal Gedanken über die Zukunft – über die eigene, aber auch die der Gesellschaft – zu machen. Welche Begrifflichkeiten kommen einem dabei in den Sinn? Es seien wohl bei vielen ähnliche Bilder wie Klima, Enkelkinder, Freunde, ein Haus usw. Was sich daraus ableiten lassen und was für eine wertebasierte Zukunftsgestaltung aber wichtig zu erkennen sei, so Professorin Woopen, sei, dass es keine sichere Vorhersage der Zukunft geben könnte. „Wir können uns Dinge wünschen, wir können Visionen haben oder Dinge erwarten, aber wir können sie nicht wirklich vorhersagen, denn keiner von uns ist das Orakel von Delphi“, sagte Woopen. Alles, womit die Menschen also „arbeiten“ können, sei eine Vision ihrer Zukunft, zu deren Gestaltung sie aber selbst einen großen Teil beitragen könnten. Was Menschen für die Zukunft erfinden könnten, seien eigentlich nur sogenannte Wahrscheinlichkeitsräume, die sich mit der Zeit durch technische und soziale Innovationen vergrößern lassen.
Wenn Menschen über ihre oder die Zukunft der Gesellschaft nachdenken, führe dies unweigerlich auch zu einer Reflexion auf unsere beziehungsweise die Werte der Gesellschaft. Daher sei es wichtig, sich die folgenden drei Fragen selbst zu beantworten: „1. Was ist uns wichtig?, 2. Was wird zukünftigen Generationen wichtig?, und 3. Was sollte uns wichtig sein?“. Die Beantwortung dieser Fragestellungen sei ambivalent und könne nur durch den Diskurs geklärt werden. Letztlich komme es auf den Dialog an. Zum Ende ihres Vortrags gab Professorin Woppen den Zuhörerinnen und Zuhörern mit auf den Weg: „Die Zukunftsgestaltung bezieht sich primär nicht auf äußere Gegenstände, sondern auf unsere innere Haltung.“ Wir müssten uns also auch die Frage stellen: "Woher wollen wir leben?" Wenn das beantwortet sei und dann das Wertefundament des Einzelnen stimme, werde sich auch in Zukunft der Rest ergeben.
Heitere Stimmung beim anschließenden Get-Together
Nach langanhaltendem Applaus und einem weiteren schwungvollen Musikstück durch das „Audax Saxophonquartett“ bedankte sich Bischof Dr. Franz Jung nochmals bei Professorin Woopen für ihren inspirierenden Vortrag. Zudem machte er der Zuhörerschaft Lust auf das sich anschließende Zusammenkommen in der Eingangshalle des Hörsaalgebäudes, indem er sich auch beim Organisatorenteam rund um Mitarbeitende der Domschule und der Caritas sowie bei der Metzgerei Schömig aus Lengfeld, die für das hervorragende Catering zuständig war, bedankte.
Beim anschließenden Austausch bei Wein und Häppchen unterhielten sich die Teilnehmer des diesjährigen Diözesanempfangs noch lange, genossen die persönlichen Gespräche und freuten sich schon auf das nächste Zusammentreffen dieser Art im Jahr 2024.
Theresa Siedler
Sie interessieren sich für den Vortrag von Frau Prof. Dr. Christiane Woopen? Hier können Sie ihn auf YouTube anschauen.