Seit Jahren nimmt die Armut in Deutschland zu – auch in Unterfranken sind Menschen ausgeschlossen von materiellen, kulturellen und sozialen Ressourcen. Über 176.000 Menschen in Unterfranken sind von Armut betroffen oder bedroht1. Rund 25.000 Menschen sind arbeitslos gemeldet2. Mehr als 15.000 Kinder und Jugendliche sind auf Bürgergeld angewiesen3 und erfahren jeden Tag ganz konkret, dass sie nicht die gleichen Chancen und das Recht auf Teilhabe haben wie Kinder aus besser gestellten Familien.
Arbeit bzw. Erwerbsarbeit dient der Existenzsicherung und darüber hinaus vollzieht sich über Arbeit in weitem Maße auch gesellschaftliche Integration und Teilhabe. Insofern hat der Verlust von Arbeit für die Betroffenen nicht nur materielle bzw. finanzielle Folgen, sondern auch eine sozial und psychisch destabilisierende Wirkung verbunden mit Armut und Ausgrenzung. Arbeit ist aber nicht grundsätzlich und alleinig als Ausweg aus Armut zu begreifen. Auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fallen immer häufiger unter die Armutsgrenze. Das Erwerbseinkommen reicht in vielen Fällen nicht aus, um das eigene Leben bzw. das der Familie unterhalten zu können.
Die Caritas ergreift Partei für Menschen, die am Rande stehen und befähigt Menschen, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Sie geht dabei weit über die unmittelbare Nothilfe hinaus und erhebt ihre Stimme, um sozialpolitische Entwicklungen voranzubringen.
Nicht nur die armutsnahen Dienste wie die Allgemeinen Sozialen Beratungsdienste und die Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe sind isoliert für die Armutsthematik zuständig. Das Arbeitsfeld Armut und Arbeit im Referat Besondere Lebenslagen betont das Thema Armut in seiner referatsübergreifenden Perspektive und stellt es durch regelmäßige Veranstaltungen, die Teilnahme an Kampagnen und öffentliche Stellungnahmen in den Mittelpunkt caritativen Handelns.
Einrichtungen und Dienste der Caritas und ihrer Fachverbände, die sich die Förderung von benachteiligten Menschen am Arbeitsmarkt zur Aufgabe machen, werden über den Runden Tisch „Menschen mit Beeinträchtigungen im Kontext von Arbeit und Beruf“ koordiniert und vernetzt.
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1 nach dem fünften Bericht der bayerischen Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern aus 2022 lag die Armutsgefährdungsquote in Unterfranken im Jahr 2019 bei 13,4 %.
2 vgl. Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Februar 2023
3 vgl. Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Juni 2022